Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Qumran
   Siedlung einer essenischen Gemeinschaft am Toten Meer, vom 2. Jh. v.Chr. an ausgebaut, durch ein Erdbeben 31 v.Chr. u. durch die Römer 68 n.Chr. zerstört. In 11 Höhlen der Umgebung wurden seit 1947 zwischen 900 u. 1000 Schriftrollen u. Fragmente mit hebr., aramäischen u. griech. Texten gefunden, die zwischen dem 3. Jh. v.Chr. u. dem 1. Jh. n.Chr. niedergeschrieben wurden, darunter Fragmente des ganzen AT mit Ausnahme von Haggai, Esther u. Nehemia sowie Zeugnisse des hebr. Textes ”deuterokanonischer“ Bücher des AT (Sir, Tob, Bar). Die Schriften enthalten Bibelkommentare, Gemeindeordnungen, Loblieder u. andere liturgische Texte, aus denen sich Theologie u. Anthropologie der Gemeinschaft rekonstruieren lassen, die sich als Gemeinde des neuen, d. h. erneuerten Bundes Gottes mit Israel verstand, ihre Aufgabe in strikter Einhaltung der Tora, imBemühen um kultische u. ethische Reinheit u. im ständigen Lobpreis Gottes sah u. stark eschatologisch orientiert war. Die Texte von Q. sind für die Textkritik u. das Kanonverständnis des AT von höchster Bedeutung. Sie weisen zahlreiche Berührungspunkte mit dem NT auf, die sehr wichtig sind u. a. im Hinblick auf die Bundesthematik, das Gesetz, die Leitungsstrukturen, die Naherwartung u. die dadurch begründete Askese. Direkte Beziehungen Johannes des Täufers u. der Urkirche zu Q. sind nicht nachgewiesen. Die Funde von Q. waren Anlaß für zahlreiche phantastische Veröffentlichungen, die durch Sensationsmache u. Profitgier ihrer skrupellosen Autoren gekennzeichnet sind.
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