Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Protologie
   (griech. = die Lehre vom Ersten), parallel zu Eschatologie gebildete Bezeichnung für die theol. Lehre von den Anfängen derWelt u. der Menschheit. Das entsprechende Lehrstück (fast nur in der kath. Theologie P. genannt) umfaßt in der traditionellen Darlegung die Teile vom erschaffenden u. von dem in seiner Gnade ”erhebenden“ Gott sowie von der Ursprungssünde u. folgt daher, dem Glaubensbekenntnis entsprechend, auf den Traktat der Gotteslehre. Zur P. gehören deshalb wesentlich die Schöpfungslehre, die Überlegungen zum Verhältnis von Anfang u. Ende, zur Erschaffung der Menschen , zur Erhaltung der Welt , zur Mitwirkung Gottes u. zur Vorsehung. Bei diesen Themenkreisen handelt es sich vielfach um Bereiche des Dialogs von Theologie u. Naturwissenschaften. Ebenso tritt hier die enge Verbundenheit der christlichen mit der jüdischen Theologie zutage. Ein noch nicht eingehend genug reflektierter Problemkreis ergibt sich mit der Frage, inwiefern Schöpfung u. Menschheitsgeschichte christozentrisch gesehen werden müssen (Christozentrik) . Hierzu gehört die soteriologische Perspektive: inwiefern vom Verlust der Gnade durch die Ursünde u. von der daraus folgenden Unheilssituation gesprochen werden muß (in der traditionellen Dogmatik wurden Spekulationen über einen ”supralapsarischen“, ”paradiesischen“ Zustand der Menschheit u. über ihren ”infralapsarischen“, nach der Ursünde u. mit der Erbsünde gegebenen Zustand angestellt), u. ob diese vom universalen Heilswillen Gottes her bereits wirksam behoben wurde oder ob dieser Heilswille nur durch eine genügende Sühne-Satisfaktion wirksam wurde (Satisfaktionstheorie). Eine deutliche Gestalt einer P., die Antworten auf heutige Anfragen geben könnte, zeichnet sich angesichts dieser disparaten Themen noch nicht ab.
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