Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Präexistenzvorstellungen
   ”Präexistenz“ (lat.) im religionsgeschichtlichen Sinn besagt, daß Menschen oder die menschliche Seele oder Dinge schon ”vor“ dem Beginn ihres zeitlichen Daseins vorhanden waren bzw. von Gott voraus-erschaffen wurden. Im Judentum findet sich zuweilen der Gedanke, daß das Paradies, die Tora oder der Tempel vor ihrer zeitlichen Verwirklichung, ja vor aller Zeit erschaffen wurden. Die antiken Auffassungen von einer ”Seelenwanderung“ (Reinkarnation) gingen von P. im Hinblick auf die Seele aus (wieder aufgetaucht in Theosophie u. Esoterik) . Platon († 347 v.Chr.) begründete seine Überzeugung von der Präexistenz der Seele mit ihrer geistigen u. unsterblichen Qualität; er sah im Phänomen des Wieder-Erinnerns einen Beweis dafür. Auf dem Weg über den Mittelplatonismus nahmen Klemens von Alexandrien († nach 215) u. Origenes († 253) eine Präexistenz der Seele an. Nach einer Origenes zugeschriebenen Lehre (Origenismus) sei die Seele für ein rein geistiges Freiheitsdasein geschaffen, als Folge einer Schuld jedoch zu einem Läuterungsu. Erziehungsprozeß in einem leiblichen Dasein verurteilt worden. Weil diese Ansicht die Einheit des Menschen verneint, die Güte der materiellen Schöpfung leugnet, den menschlichen Leib als Erscheinung der Schuld ansieht u., wenn sie mit Reinkarnationsauffassungen verbunden ist, die Einmaligkeit u. Bedeutung des menschlichen Lebens verkennt, wurde sie kirchenamtlich 553 verurteilt.
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