Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Postmoderne
   ist ein diffuser Begriff für Reaktionen unterschiedlicher Strömungen u.Wissenschaften auf die Moderne. Er taucht erstmals Ende der 60er Jahre des 20. Jh. in der Architekturdiskussion auf, in Abwehr puristischer Stilrichtungen, gefolgt von der Literatur. In beiden Bereichen sollen die Unterschiede zwischen Hoch u. Trivial eingeebnet werden; bewußt wird auf frühere Gestaltungsformen zurückgegriffen. Die P. kritisiert die Vorherrschaft des Fortschritts-Denkens. Die von Frankreich in den 70er Jahren ausgehende Strömung der philosophischen P. plädierte für Anerkennung größtmöglicher Vielfalt ohne Unterordnung unter Systemzwänge u. für größtmöglichen Widerstreit in den Diskursen, von den einen als Entdeckung von ”Veränderungspotentialen“ gerühmt, von anderen als ”Irrationalismus“ geschmäht. In der Theologie äußerte sich der Einbruch der postmodernen Mentalität u. a. in der aufwertenden Wiederentdeckung der Mythen, in Bejahung von Emotionen (zu ungunsten der Beachtung von Glaubenswissen) u. Pluralitäten, in ästhetisierenden Sprachspielen. Im religiösen Bereich war u. ist die postmoderne Stimmungslage dem ”Auswahl-Christentum“ sehr förderlich.
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