Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Platonismus
Die in Form von Dialogen vorgetragene Philosophie Platons († 347 v.Chr.) ist vorrangig geprägt von einer Ideenlehre (Idee, Idealismus) . Eine Idee (griech. ”eidos“) ist für den P. eine geistige, vom Denken unabhängige, erkennbare, unveränderliche u. selbständige Wirklichkeit. Die Ideen sind das ”eigentlich“ Seiende u. bilden die Welt der Erkennbarkeit (”kosmos noetos“). Die veränderlichen, sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeiten haben als bloße Erscheinungen teil an den Ideen u. existieren nur durch diese Teilhabe (Partizipation). Sie bilden die Welt der Wahrnehmbarkeit (”kosmos aisthetos“). Da die menschliche Seele mit Geist (”nous“) begabt u. daher unvergänglich ist, kann sie sich von ihrer Ersterkenntnis durch sinnlich-unmittelbare Erfahrung lösen (Läuterung, ”katharsis“, auch vom Leib) u. den Aufstieg bis zur Schau (”theoria“) der Ideen beginnen, die ihr deshalb möglich ist, weil sie in ihrer Geistigkeit mit den Ideen verwandt ist. Dieser Weg ist gekennzeichnet durch argumentatives Lernen u. Lehren, in Gang gebracht durch den Eros, u. kann zur sicheren Erkenntnis der Wahrheit führen. Der Weg ist wesentlich auch Wiedererinnerung (”anamnesis“) an die Präexistenz der Seele vor ihrer durch Schuld verursachten Verbannung in den Leib. Die Einsicht in das vernünftige Gute kann bei diesem Erziehungsprozeß die seelischen Antriebskräfte so formen, daß sie in den geordneten Zustand der [c darkviolet]Tugend geraten. Das Erreichen des Zieles in der Schau der Idee des Guten bedeutet zugleich das vollkommene Glück der Seele. Ein Demiurg hat dieWelt der Sinnendinge unter dem Einfluß der Idee des Guten mit den vier Elementen Feuer, Luft, Wasser, Erde als einen Kosmos von ständiger Bewegung gegründet, die auf das Vollkommene hin ausgerichtet ist u. unter dem Walten einer göttlichen Vorsehung steht. In einer staatsphilosophischen Utopie zeichnete Platon den idealen Staat als ein Gemeinwesen, das von den wenigen Menschen regiert wird, die zur Einsicht des Guten gelangt, d. h. wahre Philosophen geworden sind. – Als P. wird auch das Weiterwirken des platonischen Gedankenguts bezeichnet. Es wurde nicht nur systematisiert, sondern auch mit anderem Denken angereichert, vor allem mit solchem aus der Stoischen Philosophie . Auf den Mittelplatonismus folgte der Neuplatonismus, der vom 3. Jh. an die christliche Theologie zutiefst beeinflußte u. noch bei den Theologen der Hochscholastik, die sich dem Aristotelismus zuwandten, feststellbar ist. Eine Rückkehr zu Platon selbst versuchte die Platonische Akademie in Florenz seit 1459. Pleroma (griech. = Fülle), in den Deuteropaulinen (Kol 1, 19; 2, 9; Eph 1, 23; , 19; 4, 13) ein dunkler Begriff wohl nicht gnostischer Herkunft, der die ”Fülle“ des Wesens Gottes oder seiner Gnade bezeichnet u. der auch christologisch u. kosmisch-ekklesiologisch verwendet wird (u. a. in der Rede vom Wachstum der Glaubensgemeinde zur ”Fülle“ des erhöhten Jesus Christus).
Die in Form von Dialogen vorgetragene Philosophie Platons († 347 v.Chr.) ist vorrangig geprägt von einer Ideenlehre (Idee, Idealismus) . Eine Idee (griech. ”eidos“) ist für den P. eine geistige, vom Denken unabhängige, erkennbare, unveränderliche u. selbständige Wirklichkeit. Die Ideen sind das ”eigentlich“ Seiende u. bilden die Welt der Erkennbarkeit (”kosmos noetos“). Die veränderlichen, sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeiten haben als bloße Erscheinungen teil an den Ideen u. existieren nur durch diese Teilhabe (Partizipation). Sie bilden die Welt der Wahrnehmbarkeit (”kosmos aisthetos“). Da die menschliche Seele mit Geist (”nous“) begabt u. daher unvergänglich ist, kann sie sich von ihrer Ersterkenntnis durch sinnlich-unmittelbare Erfahrung lösen (Läuterung, ”katharsis“, auch vom Leib) u. den Aufstieg bis zur Schau (”theoria“) der Ideen beginnen, die ihr deshalb möglich ist, weil sie in ihrer Geistigkeit mit den Ideen verwandt ist. Dieser Weg ist gekennzeichnet durch argumentatives Lernen u. Lehren, in Gang gebracht durch den Eros, u. kann zur sicheren Erkenntnis der Wahrheit führen. Der Weg ist wesentlich auch Wiedererinnerung (”anamnesis“) an die Präexistenz der Seele vor ihrer durch Schuld verursachten Verbannung in den Leib. Die Einsicht in das vernünftige Gute kann bei diesem Erziehungsprozeß die seelischen Antriebskräfte so formen, daß sie in den geordneten Zustand der [c darkviolet]Tugend geraten. Das Erreichen des Zieles in der Schau der Idee des Guten bedeutet zugleich das vollkommene Glück der Seele. Ein Demiurg hat dieWelt der Sinnendinge unter dem Einfluß der Idee des Guten mit den vier Elementen Feuer, Luft, Wasser, Erde als einen Kosmos von ständiger Bewegung gegründet, die auf das Vollkommene hin ausgerichtet ist u. unter dem Walten einer göttlichen Vorsehung steht. In einer staatsphilosophischen Utopie zeichnete Platon den idealen Staat als ein Gemeinwesen, das von den wenigen Menschen regiert wird, die zur Einsicht des Guten gelangt, d. h. wahre Philosophen geworden sind. – Als P. wird auch das Weiterwirken des platonischen Gedankenguts bezeichnet. Es wurde nicht nur systematisiert, sondern auch mit anderem Denken angereichert, vor allem mit solchem aus der Stoischen Philosophie . Auf den Mittelplatonismus folgte der Neuplatonismus, der vom 3. Jh. an die christliche Theologie zutiefst beeinflußte u. noch bei den Theologen der Hochscholastik, die sich dem Aristotelismus zuwandten, feststellbar ist. Eine Rückkehr zu Platon selbst versuchte die Platonische Akademie in Florenz seit 1459. Pleroma (griech. = Fülle), in den Deuteropaulinen (Kol 1, 19; 2, 9; Eph 1, 23; , 19; 4, 13) ein dunkler Begriff wohl nicht gnostischer Herkunft, der die ”Fülle“ des Wesens Gottes oder seiner Gnade bezeichnet u. der auch christologisch u. kosmisch-ekklesiologisch verwendet wird (u. a. in der Rede vom Wachstum der Glaubensgemeinde zur ”Fülle“ des erhöhten Jesus Christus).