Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Pietismus
   (lat. ”pietas“ = Frömmigkeit, Ehrfurcht), eine bedeutende, Ende des 17. Jh. entstandene Bewegung religiöser Erneuerung im ev. Christentum. Als Begründer im Luthertum gilt Ph. J. Spener († 1705); weitere bedeutende Persönlichkeiten waren u. a. G. Arnold († 1714), A. H. Francke († 1727), N. L. von Zinzendorf († 1760). Der P. wurde durch unterschiedliche Strömungen, auch in England u. im Calvinismus, vorbereitet, die z.T. auf religiöse Erfahrungen hinarbeiten wollten u. dabei die Mystik neu beachteten, jedenfalls aber eine überzeugende christliche Existenz anstrebten. Der P., der auch Gemeinschaftsformen schuf, verbreitete sich international u. existiert bis heute. Seine ursprünglichen Intentionen wandten sich gegen eine rationalistische u. starre Schultheologie u. gegen kirchliche Schablonen. Der P. bejaht vorbehaltlos die Offenbarung Gottes, wie sie in der Bibel enthalten ist; historisch-kritische Beschäftigung mit der Bibel wird weitgehend abgelehnt. Betont werden das praktische Christentum tätiger Liebe, subjektive Innerlichkeit u. Erfahrung in der Frömmigkeit, Bemühung um eine umwandelnde Gnade, mystische Verbindung mit Jesus. Weniger angesehen sind im P. die dogmatischen, verbindlichen Glaubensformulierungen. Naheliegende Gefahren sind das Konventikelwesen u. der [c darkviolet]Fundamentalismus (heutige ”evangelikale Bewegung“).
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