Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Personalismus
   ein im 19. Jh. gebildeter Begriff, der unterschiedliche Interpretationen der menschlichen Person umfaßt u. verschiedene Inhalte abdeckt, die geistesgeschichtlich weit in die Antike zurückführen. In den italienischen Ansätzen eines personalistischen Denkens u. in Frankreich (Ch. Renouvier †1903) sind die Einflüsse I. Kants († 1804) u. seiner auf Selbstbestimmung hinorientierten Personphilosophie deutlich. Ein theol. P. befaßt sich im deutschen Sprachbereich mit der dialogischen Philosophie (als deren namhafteste Vertreter F. Ebner † 1931, F. Rosenzweig †1929, M. Buber †1965 u. später G. Marcel †1973 gelten). Der Unterschied zum früheren P. ist besonders dadurch gekennzeichnet, daß nun eine kritische Auseinandersetzung mit der Auffassung von Subjektivität erfolgt u. die konstitutive Bedeutung der Ich-Du-Beziehung im Verhältnis des Menschen zu Gott wie im Verhältnis der Menschen zueinander eingehend reflektiert wird. In der ev. Theologie führt dies zu einem erneuerten Verständnis der Offenbarung als Ereignis u. der Liebe unter Menschen als dem Ort, an dem sich Gott ”ereignet“. Im kath.-theol. P. (Th. Steinbüchel †1949, R. Guardini †1968) wird weniger ”aktualistisch“ das ”dialogische Sein“ thematisiert. Weitreichend ist die Erkenntnis des theol. P., daß die Liebe zu Gott u. die Liebe zu Menschen nur in strikter Einheit gegeben sind.
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