Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Paulus-Briefe
Paulus, in Tarsus in Kleinasien geboren, als Jude beschnitten u. ”Schaul“ genannt, mit ererbtem römischem Bürgerrecht, von Beruf Handwerker (Zeltmacher), nach eigenem Bekenntnis ein ”Eiferer“ (Gal 1, 14), Verfolger der frühen Christengemeinde, bei Damaskus (im Jahr 34?) eine Erscheinung des Gekreuzigten, Bekehrung u. Berufung zum [c darkviolet]Apostel der Heiden, getauft u. in die Jerusalemer Kirche aufgenommen, unternahm drei sehr erfolgreiche sog. Missionsreisen (Syrien, Kleinasien, Griechenland), Konflikte mit Petrus u. Judenchristen in der Frage der [c darkviolet]Beschneidung, in Jerusalem (im Jahr 56?) verhaftet, in Caesarea am Meer zweijährige Haft, nach Rom deportiert. Paulus verfaßte – nach heutiger überwiegender Meinung der Exegeten – 7 authentische Briefe: 1 Thess, 1 u. 2 Kor, Gal, Phil, Phlm, Röm. Seines angesehenen Namens bedienen sich (”pseudepigraphisch“) weitere Briefe, die ”Deuteropaulinen“, die eine Weiterentwicklung mancher paulinischer Gedanken bezeugen: 2 Thess, Kol, Eph u. die ”Pastoralbriefe“ 1 u. 2 Tim u. Tit. Der Hebr gibt sich selber nicht als Paulusbrief; er wurde trotz seiner andersartigen Theologie von der Tradition Paulus zugeschrieben. Das über die aktuellen Anlässe hinaus geltende Evangelium der echten Briefe bekennt Jesus als den von Gott gesandten Sohn, dessen Kreuz den Versöhnungswillen Gottes bezeugt u. den Paulus als Kyrios verehrt u. liebt (Christusmystik); es spricht von der allgemeinen Erlösungsbedürftigkeit, von der Überwindung der versklavenden Mächte der Sünde u. des Todes (wobei das Gesetz, das Paulus zu diesen Mächten zählt u. gegen das er die Rettung durch Glauben u. Rechtfertigung setzt, nicht die Tora ist), von dem rettenden Pneuma Gottes, das keine helfenden Voraussetzungen im Menschen benötigt, vom wirksamen Wort Gottes, von der Kirche als dem Leib Jesu Christi , von der Taufe u. der Eucharistie u. von der Hoffnung auf Vollendung der einzelnen Menschen u. des ganzen Kosmos. Röm 9–11 enthalten eine theol. Basis für das Verhältnis von Judentum und Christentum u. eine Geschichtstheologie. Paulus ist nicht der ”Stifter“ des Christentums, aber, vor allem auch durch die Art u. Weise seiner Rezeption bei Augustinus († 430) u. M. Luther († 1546), bis heute prägend für eine bestimmte Gestalt des Christentums u. seiner Theologie.
Paulus, in Tarsus in Kleinasien geboren, als Jude beschnitten u. ”Schaul“ genannt, mit ererbtem römischem Bürgerrecht, von Beruf Handwerker (Zeltmacher), nach eigenem Bekenntnis ein ”Eiferer“ (Gal 1, 14), Verfolger der frühen Christengemeinde, bei Damaskus (im Jahr 34?) eine Erscheinung des Gekreuzigten, Bekehrung u. Berufung zum [c darkviolet]Apostel der Heiden, getauft u. in die Jerusalemer Kirche aufgenommen, unternahm drei sehr erfolgreiche sog. Missionsreisen (Syrien, Kleinasien, Griechenland), Konflikte mit Petrus u. Judenchristen in der Frage der [c darkviolet]Beschneidung, in Jerusalem (im Jahr 56?) verhaftet, in Caesarea am Meer zweijährige Haft, nach Rom deportiert. Paulus verfaßte – nach heutiger überwiegender Meinung der Exegeten – 7 authentische Briefe: 1 Thess, 1 u. 2 Kor, Gal, Phil, Phlm, Röm. Seines angesehenen Namens bedienen sich (”pseudepigraphisch“) weitere Briefe, die ”Deuteropaulinen“, die eine Weiterentwicklung mancher paulinischer Gedanken bezeugen: 2 Thess, Kol, Eph u. die ”Pastoralbriefe“ 1 u. 2 Tim u. Tit. Der Hebr gibt sich selber nicht als Paulusbrief; er wurde trotz seiner andersartigen Theologie von der Tradition Paulus zugeschrieben. Das über die aktuellen Anlässe hinaus geltende Evangelium der echten Briefe bekennt Jesus als den von Gott gesandten Sohn, dessen Kreuz den Versöhnungswillen Gottes bezeugt u. den Paulus als Kyrios verehrt u. liebt (Christusmystik); es spricht von der allgemeinen Erlösungsbedürftigkeit, von der Überwindung der versklavenden Mächte der Sünde u. des Todes (wobei das Gesetz, das Paulus zu diesen Mächten zählt u. gegen das er die Rettung durch Glauben u. Rechtfertigung setzt, nicht die Tora ist), von dem rettenden Pneuma Gottes, das keine helfenden Voraussetzungen im Menschen benötigt, vom wirksamen Wort Gottes, von der Kirche als dem Leib Jesu Christi , von der Taufe u. der Eucharistie u. von der Hoffnung auf Vollendung der einzelnen Menschen u. des ganzen Kosmos. Röm 9–11 enthalten eine theol. Basis für das Verhältnis von Judentum und Christentum u. eine Geschichtstheologie. Paulus ist nicht der ”Stifter“ des Christentums, aber, vor allem auch durch die Art u. Weise seiner Rezeption bei Augustinus († 430) u. M. Luther († 1546), bis heute prägend für eine bestimmte Gestalt des Christentums u. seiner Theologie.