Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Pascha
   , Passah   Das griech. Lehnwort ”pas-cha“ ist eine Wiedergabe des hebr. ”pesach“, dessen Bedeutung noch nicht geklärt ist u. das zugleich ein Opfertier (Lamm) u. einen kultischen Ritus bezeichnet (Ex 12, 12–14 24–27 u. ö.). Die im AT im Zusammenhang mit dem befreienden Auszug aus Ägypten erzählte Handlung bezeugt den Glauben an die Rettung des Volkes vor Unheil (Schonung der israelitischen Erstgeburt), greifbar gemacht in einem Blutritus. Nach Dtn 16, 1–17 wurde der eingebürgerte jährliche Ritus mit dem ”Fest der ungesäuerten Brote“ zusammengelegt. Bei der Wallfahrt nach Jerusalem sollte das Pesach-Opfer am 14. des 1. Monats (Nisan: März-April) im Tempel dargebracht u. im Rahmen einer Familienfeier das Opferlamm unter einem bestimmten Ritual gegessen werden. Das Pesachfest bedeutet somit die jährliche Vergegenwärtigung (Anamnese) der befreienden Tat Gottes an seinem Eigentumsvolk. Die synoptischen Evangelien stellen das letzte Abendmahl Jesu mit den Jüngern als Pesachmahl dar; nach Joh fand das Abendmahl am Tag vor dem Pesachfest (”Rüsttag“) statt u. Jesus starb zu der Stunde, als im Tempel die Lämmer geschlachtet wurden. Nach einer frühchristlichen Auffassung ist das Pesach-Lamm der Typos Jesu Christi (1 Kor 5, 7; vgl. schon den Hinweis des Täufers auf das ”Lamm Gottes“ Joh 1, 29 36), dessen Opfertod am Kreuz Anlaß für das christliche Fest mit dem ”ungesäuerten Brot der Lauterkeit u. Wahrheit“ ist (1 Kor 5, 8). Dieses Verständnis war der Anlaß dafür, daß das christliche Osterfest als Beerbung des jüdischen Pesachfestes verstanden wurde. Dies macht wiederum die Pesachtexte in der christlichen Osternachtfeier erklärlich. Für das II. Vaticanum ist ”Pascha-Mysterium“ ein wichtiger Begriff: Es wird jährlich gefeiert in den drei ”österlichen Tagen“ (Triduum paschale) u. in jeder sonntäglichen Eucharistiefeier vergegenwärtigt (SC 5f ., 61 , 102 , 104 , 106 ), zum Gedächtnis der Machterweise Gottes in Jesus Christus. Dieses Verständnis sollte jedoch nicht der Anlaß sein, das Christentum polemisch vom Judentum abzugrenzen (etwa durch die im Zusammenhang mit Ostern vorgetragene Behauptung, der ”Monismus des atl. Gottesglaubens“ sei in der Proklamation Jesu zum Gottessohn ”trinitarisch aufgesprengt“ worden). Für das Judentum ist das Pesachfest bis heute ein zentrales, symbolhaltiges (auch das nicht mehr mögliche Opfer am Tempel symbolisierendes), mehrere Tage lang begangenes Fest, an dem sich das Eigentumsvolk Gottes der in Geltung bleibenden göttlichen Verheißungen erinnert.
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