Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Paradies
(Lehnwort aus dem Persischen für königliche Gärten), im modernen Sprachgebrauch eine Metapher für höchst selige (allerdings vergängliche) Zustände, in der hebr. Bibel als Lehnwort selten (Koh 2, 5; Hld 4, 13; Jer 2, 8), in der LXX ”paradeisos“ für den Garten (hebr. ”gan“) Eden, den von Gott bei der Schöpfung angelegten Garten (Gen 2–3). Die Erzählungen vom P. werden von der heutigen Exegese als ”Kulturätiologie“ aufgefaßt, weil ein ausgegrenztes Stück Lebensraum in der Schilderung eines Mischgebildes aus Natur u. Kultur ein Gegenmodell darstellen soll zu den Erfahrungen von Niedergang u. Zerstörung in der realen Welt (Ätiologie). Bereits die Verarbeitung des P.-Motivs im AT läßt erkennen, daß der Idealvorstellung des von Gott gesetzten Anfangs eine Vollendungshoffnung am Ende entspricht (Jes 51, 3; 60, 13; das ”himmlische Jerusalem “ der Apokalyptik). In diesem Sinn spricht das NT dreimal vom P. als dem überirdisch verborgenen Ort der Geretteten vor der allgemeinen Totenauferstehung (Lk 2, 43; 2 Kor 12, 4; Offb 2, 7). In der christlichen Dogmatik, die bis ins 20. Jh. die Erzählungen vom P. als historische Berichte einer real geschehenen Urgeschichte auffaßte, wurde das P. gelegentlich als selbstverständliche Umwelt der beiden ersterschaffenen Menschen in ihrem ”Urstand der Heiligkeit u. Gerechtigkeit“ erwähnt. Im Zusammenhang mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen u. der Evolutionshypothese, die auf einen wenig paradiesischen Anfang der Menschheitsgeschichte schließen lassen, bleibt festzuhalten, daß sich die kirchliche Lehre nie ausdrücklich mit dem P., seiner Geographie u. seinem Zustand beschäftigt hat. In der Symbolsprache derMystik, in der Dichtung u. in der darstellenden Kunst spielte das P. eine große Rolle (wenige Beispiele: Liebesgärtlein, ”hortus conclusus“, Paradiso bei Dante †1321, ”Paradiese“ als Vorhallen von Kirchen, Bilder bei M. Chagall †1985 u. S. Dalí †1989). – Urgeschichte .
(Lehnwort aus dem Persischen für königliche Gärten), im modernen Sprachgebrauch eine Metapher für höchst selige (allerdings vergängliche) Zustände, in der hebr. Bibel als Lehnwort selten (Koh 2, 5; Hld 4, 13; Jer 2, 8), in der LXX ”paradeisos“ für den Garten (hebr. ”gan“) Eden, den von Gott bei der Schöpfung angelegten Garten (Gen 2–3). Die Erzählungen vom P. werden von der heutigen Exegese als ”Kulturätiologie“ aufgefaßt, weil ein ausgegrenztes Stück Lebensraum in der Schilderung eines Mischgebildes aus Natur u. Kultur ein Gegenmodell darstellen soll zu den Erfahrungen von Niedergang u. Zerstörung in der realen Welt (Ätiologie). Bereits die Verarbeitung des P.-Motivs im AT läßt erkennen, daß der Idealvorstellung des von Gott gesetzten Anfangs eine Vollendungshoffnung am Ende entspricht (Jes 51, 3; 60, 13; das ”himmlische Jerusalem “ der Apokalyptik). In diesem Sinn spricht das NT dreimal vom P. als dem überirdisch verborgenen Ort der Geretteten vor der allgemeinen Totenauferstehung (Lk 2, 43; 2 Kor 12, 4; Offb 2, 7). In der christlichen Dogmatik, die bis ins 20. Jh. die Erzählungen vom P. als historische Berichte einer real geschehenen Urgeschichte auffaßte, wurde das P. gelegentlich als selbstverständliche Umwelt der beiden ersterschaffenen Menschen in ihrem ”Urstand der Heiligkeit u. Gerechtigkeit“ erwähnt. Im Zusammenhang mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen u. der Evolutionshypothese, die auf einen wenig paradiesischen Anfang der Menschheitsgeschichte schließen lassen, bleibt festzuhalten, daß sich die kirchliche Lehre nie ausdrücklich mit dem P., seiner Geographie u. seinem Zustand beschäftigt hat. In der Symbolsprache derMystik, in der Dichtung u. in der darstellenden Kunst spielte das P. eine große Rolle (wenige Beispiele: Liebesgärtlein, ”hortus conclusus“, Paradiso bei Dante †1321, ”Paradiese“ als Vorhallen von Kirchen, Bilder bei M. Chagall †1985 u. S. Dalí †1989). – Urgeschichte .