Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Pantheismus
(griech. = die Lehre, das All sei Gott), zu Beginn des 18. Jh. entstandener Begriff für die in verschiedenen Ausprägungen vertretene Auffassung, daß das absolute Sein Gottes mit der Welt (dem Kosmos, der Natur usw.) identisch sei. Die erfahrbare, endliche u. werdende Wirklichkeit wäre demnach nicht durch das schöpferische Wirken Gottes als von Gott unterschiedene Wirklichkeit zustande gekommen, sondern sie sei als Entfaltung des göttlichen Wesens, als Selbstauslegung oder Erscheinung Gottes entstanden, so daß das Wort ”Gott“ eine Art Summenformel für die Welt sei. Ein philosophisch reflektierter P. findet sich in der Stoischen Philosophie u. im Neuplatonismus, von neuplatonischem Denken aus bei G. Bruno (1600 als Häretiker verbrannt), in dem gegen den Cartesianismus mit seinem Dualismus gewandten Monismus B. de Spinozas († 1677) mit seiner Nachwirkung bei G. E. Lessing († 1781). Ein mehr gefühlsmäßiger P. prägt Vertreter von Literatur u. Theologie im 19. Jh. u. manche Naturwissenschaftler bis zur Gegenwart. Die vom P. angenommene Identität von Gott u. Welt wird in seinen vielfältigen Spielarten unterschiedlich ausgelegt; z.T. handelt es sich nur um ungenaue Formulierungen für die enge Beziehung u. das Angewiesensein der Kreaturen auf Gott. Ein konsequenter P. würde religiöse Akte wie Anbetung Gottes, Gebet, Verantwortung, Annahme der eigenen Endlichkeit, Einsicht u. Bekenntnis der Schuld unmöglich machen. Es bliebe das vom unphilosophischen P. praktizierte vage Gefühl, daßWelt u. Dasein ”irgendwie numinos“ sind, übrig, oder das eigene Endlichsein (das dem Glauben gemäß zur Vollendung in Endgültigkeit bestimmt ist) würde als etwas bloß Negatives gegenüber der Unendlichkeit des Alls empfunden. Eine ursprüngliche Erfahrung der Transzendenz kann den radikalen Unterschied zwischen endlichem Gegenstand u. unumgreifbaren Grund u. Woraufhin dieser Transzendenz deutlich machen. Dieser Unterschied ist geleugnet, wenn Gott selber ebenfalls im Endlichen gründet. Die biblischen Offenbarungszeugnisse zeigen in AT u. NT keinerlei Neigung zum P. Die kath. Lehrautorität hat ihn ausdrücklich verurteilt.
(griech. = die Lehre, das All sei Gott), zu Beginn des 18. Jh. entstandener Begriff für die in verschiedenen Ausprägungen vertretene Auffassung, daß das absolute Sein Gottes mit der Welt (dem Kosmos, der Natur usw.) identisch sei. Die erfahrbare, endliche u. werdende Wirklichkeit wäre demnach nicht durch das schöpferische Wirken Gottes als von Gott unterschiedene Wirklichkeit zustande gekommen, sondern sie sei als Entfaltung des göttlichen Wesens, als Selbstauslegung oder Erscheinung Gottes entstanden, so daß das Wort ”Gott“ eine Art Summenformel für die Welt sei. Ein philosophisch reflektierter P. findet sich in der Stoischen Philosophie u. im Neuplatonismus, von neuplatonischem Denken aus bei G. Bruno (1600 als Häretiker verbrannt), in dem gegen den Cartesianismus mit seinem Dualismus gewandten Monismus B. de Spinozas († 1677) mit seiner Nachwirkung bei G. E. Lessing († 1781). Ein mehr gefühlsmäßiger P. prägt Vertreter von Literatur u. Theologie im 19. Jh. u. manche Naturwissenschaftler bis zur Gegenwart. Die vom P. angenommene Identität von Gott u. Welt wird in seinen vielfältigen Spielarten unterschiedlich ausgelegt; z.T. handelt es sich nur um ungenaue Formulierungen für die enge Beziehung u. das Angewiesensein der Kreaturen auf Gott. Ein konsequenter P. würde religiöse Akte wie Anbetung Gottes, Gebet, Verantwortung, Annahme der eigenen Endlichkeit, Einsicht u. Bekenntnis der Schuld unmöglich machen. Es bliebe das vom unphilosophischen P. praktizierte vage Gefühl, daßWelt u. Dasein ”irgendwie numinos“ sind, übrig, oder das eigene Endlichsein (das dem Glauben gemäß zur Vollendung in Endgültigkeit bestimmt ist) würde als etwas bloß Negatives gegenüber der Unendlichkeit des Alls empfunden. Eine ursprüngliche Erfahrung der Transzendenz kann den radikalen Unterschied zwischen endlichem Gegenstand u. unumgreifbaren Grund u. Woraufhin dieser Transzendenz deutlich machen. Dieser Unterschied ist geleugnet, wenn Gott selber ebenfalls im Endlichen gründet. Die biblischen Offenbarungszeugnisse zeigen in AT u. NT keinerlei Neigung zum P. Die kath. Lehrautorität hat ihn ausdrücklich verurteilt.