Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Orthodox
(griech. = rechtgläubig) war schon in der alten Kirche ein Abgrenzungsbegriff zur Bezeichnung der Rechtgläubigkeit der Kirche im Verhältnis zur Häresie. In diesem Sinn wird er auch auf reformatorische Kirchen u. ihre Theologien (z. B. ”altprotestantische Orthodoxie“) übertragen. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat er oft die negative Bedeutung einer starren, dialogfeindlichen Strenggläubigkeit, in der die Doktrin mehr gilt als das Zeugnis der ”Orthopraxie“ (= richtiges Tun). Nachdem sich Ost- u. Westkirche im 11. Jh. endgültig getrennt hatten, bürgerte sich der Begriff ”Orthodoxie“ für die östliche Kirche ein, in offiziellen Dokumenten als Selbstbezeichnung vom 17. Jh. bis zur Gegenwart greifbar. Die Westkirche bevorzugte für sich den Begriff Katholisch “, den die Ostkirche ebenfalls für sich in Anspruch nimmt. ”Orthodoxe Kirche ist die geläufigste Bezeichnung für eine Familie von Schwesterkirchen, die in eucharistischer Gemeinschaft den einen Glauben der ungeteilten Kirche vielfältig manifestieren“ (A. Kallis). Mit der ”ungeteilten Kirche“ wird Bezug genommen auf die Fundierung des gemeinsamen Glaubens in der Heiligen Schrift u. in den Bekenntnissen der ersten Ökumenischen Konzilien . Rechtgläubigkeit in dieser Selbstbezeichnung ist ”nicht abstrakte Doktrin, sondern rechte Lobpreisung Gottes, die im Leben der Kirche, das eine Doxologie, ein Dank für das erfahrene Heil ist, die geoffenbarte Wahrheit in der Geschichte ununterbrochen manifestiert. Die Identität der Orthodoxie besteht weder in einem Lehrsystem gesicherter Wahrheiten noch in einem Organisationssystem, sondern in ihrer Liturgie, in der die Schöpfung die Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer erfährt“ (A. Kallis). Wenn Orthodoxie nicht Lehre, sondern Lebensweise ist, dann wird deutlich, daß auch ihre Theologie nicht mit den Kriterien u. Denkformen westlicher Wissenschaft beurteilt werden darf u. daß ein doktrinärer Vergleich völlig unangemessen wäre. Die äußere Struktur der Ostkirche (ein nur relativer Begriff, der sich auf die Teilung des röm. Reichs 395 u. die byzantinische Kirche Ostroms bezieht) ergab sich daraus, daß die unabhängigen Ortskirchen ihre Grenzen durch Synodenbeschlüsse an bestehende territoriale Grenzen anglichen. So entstand die Gliederung der orthodoxen Kirchen in ”autokephale“ (griech. = selbstbestimmte) Kirchen, ohne daß dies ein unveränderliches Prinzip wäre. Die Bildung einer autokephalen Kirche (neben den bestehenden Patriarchaten Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Georgien, Moskau, Serbien, Rumänien, Bulgarien) geschieht nach Gesichtspunkten pastoraler Zweckmäßigkeit, durch den Willen des kirchlichen ”Pleroma“ (Laien u. Klerus zusammen) u. durch Vereinbarung mit der Synode von Konstantinopel. Bindende (”kanonische“) Regelungen für die ganze Orthodoxie kann nur eine ”panorthodoxe Synode“ treffen.
(griech. = rechtgläubig) war schon in der alten Kirche ein Abgrenzungsbegriff zur Bezeichnung der Rechtgläubigkeit der Kirche im Verhältnis zur Häresie. In diesem Sinn wird er auch auf reformatorische Kirchen u. ihre Theologien (z. B. ”altprotestantische Orthodoxie“) übertragen. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat er oft die negative Bedeutung einer starren, dialogfeindlichen Strenggläubigkeit, in der die Doktrin mehr gilt als das Zeugnis der ”Orthopraxie“ (= richtiges Tun). Nachdem sich Ost- u. Westkirche im 11. Jh. endgültig getrennt hatten, bürgerte sich der Begriff ”Orthodoxie“ für die östliche Kirche ein, in offiziellen Dokumenten als Selbstbezeichnung vom 17. Jh. bis zur Gegenwart greifbar. Die Westkirche bevorzugte für sich den Begriff Katholisch “, den die Ostkirche ebenfalls für sich in Anspruch nimmt. ”Orthodoxe Kirche ist die geläufigste Bezeichnung für eine Familie von Schwesterkirchen, die in eucharistischer Gemeinschaft den einen Glauben der ungeteilten Kirche vielfältig manifestieren“ (A. Kallis). Mit der ”ungeteilten Kirche“ wird Bezug genommen auf die Fundierung des gemeinsamen Glaubens in der Heiligen Schrift u. in den Bekenntnissen der ersten Ökumenischen Konzilien . Rechtgläubigkeit in dieser Selbstbezeichnung ist ”nicht abstrakte Doktrin, sondern rechte Lobpreisung Gottes, die im Leben der Kirche, das eine Doxologie, ein Dank für das erfahrene Heil ist, die geoffenbarte Wahrheit in der Geschichte ununterbrochen manifestiert. Die Identität der Orthodoxie besteht weder in einem Lehrsystem gesicherter Wahrheiten noch in einem Organisationssystem, sondern in ihrer Liturgie, in der die Schöpfung die Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer erfährt“ (A. Kallis). Wenn Orthodoxie nicht Lehre, sondern Lebensweise ist, dann wird deutlich, daß auch ihre Theologie nicht mit den Kriterien u. Denkformen westlicher Wissenschaft beurteilt werden darf u. daß ein doktrinärer Vergleich völlig unangemessen wäre. Die äußere Struktur der Ostkirche (ein nur relativer Begriff, der sich auf die Teilung des röm. Reichs 395 u. die byzantinische Kirche Ostroms bezieht) ergab sich daraus, daß die unabhängigen Ortskirchen ihre Grenzen durch Synodenbeschlüsse an bestehende territoriale Grenzen anglichen. So entstand die Gliederung der orthodoxen Kirchen in ”autokephale“ (griech. = selbstbestimmte) Kirchen, ohne daß dies ein unveränderliches Prinzip wäre. Die Bildung einer autokephalen Kirche (neben den bestehenden Patriarchaten Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Georgien, Moskau, Serbien, Rumänien, Bulgarien) geschieht nach Gesichtspunkten pastoraler Zweckmäßigkeit, durch den Willen des kirchlichen ”Pleroma“ (Laien u. Klerus zusammen) u. durch Vereinbarung mit der Synode von Konstantinopel. Bindende (”kanonische“) Regelungen für die ganze Orthodoxie kann nur eine ”panorthodoxe Synode“ treffen.