Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Ontologismus
   die von dem italienischen Philosophen V. Gioberti († 1852) begründete Lehre, daß jede geistige Erkenntnis des Menschen dadurch ermöglicht ist, daß ihm das Sein im ganzen u. mit ihm das absolute göttliche Sein zu einer unmittelbaren, intuitiven Anschauung gegeben ist. Diese Erkenntnis ist nicht mit der Anschauung Gottes in der Vollendung identisch. Sie ergibt sich innerhalb der Erfahrung der Abhängigkeit des Menschen von seinem transzendenten Grund u. damit von seinem Schöpfer. Damit wollte Gioberti die größeren Möglichkeiten einer christlichen Philosophie gegenüber der Transzendentalphilosophie I. Kants († 1804) zur Geltung bringen. Zu Unrecht bezog er sich in dieser Sicht auf Augustinus († 430) u. Bonaventura († 1274). Nach A. Rosmini († 1855) gefährdet diese Theorie das Moment des Übernatürlichen in der Gotteserkenntnis. Sie wurde im 19. Jh. kirchenamtlich abgelehnt.
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