Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Ontologischer Gottesbeweis
   heißt ein Gedankengang bei Anselm von Canterbury († 1109), der (im ”Proslogion“) von Gott als dem schlechthin vollkommenen Sein (”das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“) ausging u. in der neuplatonisch-augustinischen Tradition Erkenntnis-u. Seinsordnung als Einheit ansah: Die Gesetze des Denkens sind auch solche des Seins u. umgekehrt. Daher wäre von dem allgemein geltenden Begriff ”Gott“ zu sagen, daß ihm nicht nur gedankliche Geltung zukommt, sondern daß er die Realität der Existenz Gottes einschließt, weil bei einer Nichtexistenz Gottes Größeres, nämlich seine Existenz, gedacht werden könne. Diesen Schritt vom Denken zum Sein lehnten Thomas von Aquin († 1274) u. I. Kant († 1804) ab; positiv wurde er von R. Descartes († 1650) u. G. W. F. Hegel († 1831) aufgenommen. K. Barth († 1968) bejahte die Intention Anselms, die er so verstehen wollte, daß das Denken von der Existenz Gottes ausgehe, u. nicht so, daß ein in sich begründetes Denken erst nachträglich ”Gott denke“.
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