Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Offenbarung
als theol. Begriff bezeichnet eine Erfahrung Gottes, die als Selbstkundgabe oder Selbsterschließung Gottes wahrgenommen wird. Zwei Meinungen unterscheiden sich grundsätzlich von dieser Auffassung: a) Nach der einenMeinung ist dasjenige, was die Theologie als O. versteht, nichts anderes als die geschichtliche, mit dem Menschsein notwendig gegebene Entwicklung des religiösen Bedürfnisses, das in der Religionsgeschichte in den unterschiedlichsten Formen zum Vorschein kommt, sich positiv weiterbildet u. in Judentum u. Christentum seine reinsten ”Objektivationen “ erhalten hat. – b) Nach der anderen Meinung ist O. ihrem Wesen nach ein rein ”von außen“ u. ”von oben“ kommender Eingriff Gottes, der ausgewählte Menschen, Propheten, anspricht u. ihnen in Sätzen Wahrheiten mitteilt, die für sie anders nicht erreichbar sind, u. Weisungen ethischer u. institutioneller Art erteilt, die die Menschen zu befolgen haben. In der neueren Diskussion wird diese Meinung als ”instruktionstheoretisches Offenbarungsverständnis“ bezeichnet. 1. Die sogenannte natürliche O. Gestützt auf klassische Bibeltexte wieWeish 1, 1–9 u. Röm 1, 18 ff. hielt die theol. Tradition jahrhundertelang an einer Erkennbarkeit Gottes aus den ”Werken“ der Schöpfung fest. Es handelt sich dabei mehr um einen Rückschluß auf die Existenz Gottes als um eine Antwort auf die Frage, ”wer“ u. ”wie“ Gott eigentlich ist. Der menschliche Geist erkennt durch seine Transzendenz das Endliche als Endliches u. schließt daraus auf die Existenz eines Grundes, der qualitativ vom Endlichen völlig verschieden sein muß (Geheimnis). Der so in einer gewissenWeise kundgemachte Gott bleibt unbekannt, u. ebenso ergibt sich aus dem schlußfolgernden Denken nicht, wie dieser Gott sich zu seiner Schöpfung u. zu den Menschen verhält.
2. Die eigentliche O. Gottes ist ”Anrede“ (Hebr 1, 1–2), Ereignis u. Dialog, eröffnet den Menschen dasjenige, was sich nicht durch den Hinweischarakter des Geschaffenen u. durch die Erahnung des unendlichen Geheimnisses ergibt, die innere Wirklichkeit Gottes u. sein personales, freies Verhalten zu dem von ihm Geschaffenen. In der theol. Diskussion heißt diese O. die ”geschichtlich-personale Wortoffenbarung“ oder auch die ”amtliche“, ”öffentliche“ (von Privatoffenbarungen verschiedene) O. – a) Voraussetzung einer solchen O. ist, daß Gott das Hörenkönnen des Menschen u. die Annahme des Gehörten im Glauben selber erst ermöglicht u. mitträgt, da die endliche Kreatur u. die durch Versagen u. Schuld geprägte Kreatur von sich aus nicht fähig ist, eine Selbsterschließung Gottes wahrzunehmen. Voraussetzung des Geschehens u. der Annahme der O. Gottes ist daher die heiligende u. rechtfertigende Gnade, in der Gott sich selber dem Menschen zu eigen mitteilt. Da aufgrund der bereits geschehenen O. anzunehmen ist, daß Gott diese Gnade keinem einzigen Menschen versagt (universaler Heilswille Gottes ), ist auch anzunehmen, daß diese Selbstoffenbarung Gottes zu allen Zeiten gegeben war u. ist. Das Verständnis der O. beruht auf dem von der Gnade Gottes bewirkten Vertrauen, daß die unendliche Frage, die der Mensch ist, von Gott mit der unendlichen Antwort, die er selber ist, beantwortet wird (Glaubenssinn). – b) Diese O. Gottes in der Tiefe u. Mitte der menschlichen Person ist zunächst ”unreflex“, ”unformuliert“, zwar bewußt, aber nicht kommunikabel ”gewußt“. Wenn die O. Gottes eine Zielrichtung hat u. ein bestimmtes Denken u. Handeln des Menschen bewirken will, dann muß sie reflektiert, in Sätzen formuliert u. kommunikabel gemacht werden können, wie es der Sozialnatur des Menschen entspricht. Daher hat die O. Gottes eine Geschichte der Reflexion, der sprachlichen ”Übersetzung “ u. der Kommunikation. Daß die Vorgänge dieser Ausformulierung von menschlichem Verständnis, individuellen Vorgegebenheiten auch schuldhafter Art, sozio-kulturell vorgeprägter Begrifflichkeit usw. mitbestimmt sind, ist selbstverständlich. So ist das Gotteswort nie ”rein“, sondern immer nur im Menschenwort vermittelt, aber als Gotteswort, das nicht in die Irre führt, wahrnehmbar. Für die Geschichte der O. sind zwei Faktoren wesentlich, die Propheten, die sich um Reflexion u. sprachliche Übersetzung bemühen, u. die Gemeinschaft der Hörenden, die ihre eigenen Gotteserfahrungen in Korrelation zur prophetischen Botschaft bringen u. sich auf begriffliche Formulierungen dessen, was sie wahr- u. angenommen haben, verständigen. Das Ergebnis dieser Vorgänge ist die ”amtliche“ oder ”öffentliche“ O., die in der Heiligen Schrift festgehaltene Grundlage für die Existenz des Bundesvolkes Israel u. der Glaubensgemeinschaft Kirche. Die Existenz dieser Glaubensgemeinschaften stellt die freie geschichtliche Antwort der Menschen auf die vernommene u. angenommene O. Gottes dar. Obwohl aus allen Religionen, die sich schriftlich äußern, analoge Vorgänge bekannt sind, hat die O. des jüdischen u. christlichen Glaubens innerhalb der allgemeinen Religionsgeschichte noch einmal eine eigene Geschichte u. eine eigene Wirkungsgeschichte, die nach der Überzeugung der Glaubenden von Gott selber geleitet u. gesteuert sind (Depositum fidei ). – c) Der Vorgang der Reflexion, ”Übersetzung“, Kommunikation u. Annahme kann auch unter dem Gesichtspunkt der Selbstmitteilung Gottes betrachtet werden. Im christlichen Glaubensverständnis hat die Selbstmitteilung Gottes an die geistige Kreatur ihren (vor der Anschauung Gottes ) vorläufigen Höhepunkt in der Inkarnation, in der sich das ewige Wort Gottes mit der kreatürlichen Wirklichkeit Jesu zu einer unlösbaren Einheit ohne Vermischung verbunden hat. Der innergeschichtliche Höhepunkt ist damit gegeben, daß Gott als der Ausgesagte, die Art u. Weise der Aussage, nämlich die ganze menschliche Wirklichkeit Jesu, u. der Empfänger der Aussage, nämlich Jesus, absolut einer geworden sind. Darum darf Jesus als der Offenbarer Gottes schlechthin gelten. Mit ihm u. in seinem Schicksal ist ”unüberholbar “, nicht mehr rückgängig zu machen, geoffenbart, daß Gottes letztes Wort zur Menschheit Liebe u. Vergebung u. nicht Gericht ist. Das Verstehenkönnen dieser unbegreiflichen Liebe u. die glaubend-dankende Antwort des Menschen schenkt Gott in seiner Selbstmitteilung an den einzelnen Menschen im Heiligen Geist .
2. Die eigentliche O. Gottes ist ”Anrede“ (Hebr 1, 1–2), Ereignis u. Dialog, eröffnet den Menschen dasjenige, was sich nicht durch den Hinweischarakter des Geschaffenen u. durch die Erahnung des unendlichen Geheimnisses ergibt, die innere Wirklichkeit Gottes u. sein personales, freies Verhalten zu dem von ihm Geschaffenen. In der theol. Diskussion heißt diese O. die ”geschichtlich-personale Wortoffenbarung“ oder auch die ”amtliche“, ”öffentliche“ (von Privatoffenbarungen verschiedene) O. – a) Voraussetzung einer solchen O. ist, daß Gott das Hörenkönnen des Menschen u. die Annahme des Gehörten im Glauben selber erst ermöglicht u. mitträgt, da die endliche Kreatur u. die durch Versagen u. Schuld geprägte Kreatur von sich aus nicht fähig ist, eine Selbsterschließung Gottes wahrzunehmen. Voraussetzung des Geschehens u. der Annahme der O. Gottes ist daher die heiligende u. rechtfertigende Gnade, in der Gott sich selber dem Menschen zu eigen mitteilt. Da aufgrund der bereits geschehenen O. anzunehmen ist, daß Gott diese Gnade keinem einzigen Menschen versagt (universaler Heilswille Gottes ), ist auch anzunehmen, daß diese Selbstoffenbarung Gottes zu allen Zeiten gegeben war u. ist. Das Verständnis der O. beruht auf dem von der Gnade Gottes bewirkten Vertrauen, daß die unendliche Frage, die der Mensch ist, von Gott mit der unendlichen Antwort, die er selber ist, beantwortet wird (Glaubenssinn). – b) Diese O. Gottes in der Tiefe u. Mitte der menschlichen Person ist zunächst ”unreflex“, ”unformuliert“, zwar bewußt, aber nicht kommunikabel ”gewußt“. Wenn die O. Gottes eine Zielrichtung hat u. ein bestimmtes Denken u. Handeln des Menschen bewirken will, dann muß sie reflektiert, in Sätzen formuliert u. kommunikabel gemacht werden können, wie es der Sozialnatur des Menschen entspricht. Daher hat die O. Gottes eine Geschichte der Reflexion, der sprachlichen ”Übersetzung “ u. der Kommunikation. Daß die Vorgänge dieser Ausformulierung von menschlichem Verständnis, individuellen Vorgegebenheiten auch schuldhafter Art, sozio-kulturell vorgeprägter Begrifflichkeit usw. mitbestimmt sind, ist selbstverständlich. So ist das Gotteswort nie ”rein“, sondern immer nur im Menschenwort vermittelt, aber als Gotteswort, das nicht in die Irre führt, wahrnehmbar. Für die Geschichte der O. sind zwei Faktoren wesentlich, die Propheten, die sich um Reflexion u. sprachliche Übersetzung bemühen, u. die Gemeinschaft der Hörenden, die ihre eigenen Gotteserfahrungen in Korrelation zur prophetischen Botschaft bringen u. sich auf begriffliche Formulierungen dessen, was sie wahr- u. angenommen haben, verständigen. Das Ergebnis dieser Vorgänge ist die ”amtliche“ oder ”öffentliche“ O., die in der Heiligen Schrift festgehaltene Grundlage für die Existenz des Bundesvolkes Israel u. der Glaubensgemeinschaft Kirche. Die Existenz dieser Glaubensgemeinschaften stellt die freie geschichtliche Antwort der Menschen auf die vernommene u. angenommene O. Gottes dar. Obwohl aus allen Religionen, die sich schriftlich äußern, analoge Vorgänge bekannt sind, hat die O. des jüdischen u. christlichen Glaubens innerhalb der allgemeinen Religionsgeschichte noch einmal eine eigene Geschichte u. eine eigene Wirkungsgeschichte, die nach der Überzeugung der Glaubenden von Gott selber geleitet u. gesteuert sind (Depositum fidei ). – c) Der Vorgang der Reflexion, ”Übersetzung“, Kommunikation u. Annahme kann auch unter dem Gesichtspunkt der Selbstmitteilung Gottes betrachtet werden. Im christlichen Glaubensverständnis hat die Selbstmitteilung Gottes an die geistige Kreatur ihren (vor der Anschauung Gottes ) vorläufigen Höhepunkt in der Inkarnation, in der sich das ewige Wort Gottes mit der kreatürlichen Wirklichkeit Jesu zu einer unlösbaren Einheit ohne Vermischung verbunden hat. Der innergeschichtliche Höhepunkt ist damit gegeben, daß Gott als der Ausgesagte, die Art u. Weise der Aussage, nämlich die ganze menschliche Wirklichkeit Jesu, u. der Empfänger der Aussage, nämlich Jesus, absolut einer geworden sind. Darum darf Jesus als der Offenbarer Gottes schlechthin gelten. Mit ihm u. in seinem Schicksal ist ”unüberholbar “, nicht mehr rückgängig zu machen, geoffenbart, daß Gottes letztes Wort zur Menschheit Liebe u. Vergebung u. nicht Gericht ist. Das Verstehenkönnen dieser unbegreiflichen Liebe u. die glaubend-dankende Antwort des Menschen schenkt Gott in seiner Selbstmitteilung an den einzelnen Menschen im Heiligen Geist .