Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Nouvelle Théologie
   (französisch = neue Theologie), als ”neue Theologie“ 1926 von E. Przywara († 1973) geprägter Begriff, von vatikanischen Personen 1942 u. von Papst Pius XII. († 1958) 1946 polemisch gebrauchte Sammelbezeichnung für sehr differenzierte Bemühungen der kath. Theologie in Frankreich, eine theol. Erneuerung durch Vertiefung in das Gedankengut der Kirchenväter, durch Beachtung der Entwicklungsmöglichkeiten des thomistischen Denkens (Thomismus), durch ökumenische Gespräche u. durch den Dialog mit zeitgenössischen Philosophien (einschließlich des Marxismus) zu erreichen. In der unsachlichen Agitation römischer Theologen gegen die N. Th. kann man ein spätes Echo der Kampagnen gegen den Modernismus sehen. Im Zusammenhang mit der Enzyklika ”Humani generis“ Pius’ XII. 1950 ”über einige Auffassungen, welche die Grundlagen der kath. Lehre auszuhöhlen drohen“, in der die N. Th. nicht formell verurteilt wurde, erfolgten gravierende u. diffamierende ”Maßnahmen“ gegen beteiligte Theologen. Die Auseinandersetzungen bezogen sich in erster Linie auf das Verhältnis von Natur u. [c darkviolet]Gnade, ferner auf die Rezeption des Evolutionsdenkens (P. Teilhard de Chardin †1955) in der Schöpfungs- u. Erbsündenlehre usw. Die Berufung bedeutender Vertreter der N. Th. zu Konzilstheologen durch Johannes XXIII. († 1963) wurde als Versuch einer ”Wiedergutmachung“ gewertet. H. de Lubac († 1991), Y. Congar († 1995), J. Daniélou († 1974) u. H. U. von Balthasar († 1988) wurden, meist im weit fortgeschrittenen Lebensalter, zu Kardinälen ernannt.
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