Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Nihilismus
   (lat. ”nihil“ = nichts), seit dem Ende des 18. Jh. verwendete Bezeichnung für eine radikale Verneinung des Sinnvollen im Sein oder allgemein gültiger Werte (ontologischer u. moralischer N.). In der Philosophie warf F. H. Jacobi († 1819) der Transzendentalphilosophie nihilistische Konsequenzen vor, weil sie Realitäten in bloße subjektive Vorstellungen verwandle. Innerhalb der deutschen Romantik tritt ein ”ästhetischer N.“ zutage (bei Jean Paul †1825 ironisiert). F. Nietzsche († 1900) bezeichnete sich selber als Nihilist, weitete dabei aber den Begriff des N. aus:Wenn die klassischeMetaphysik u. das Christentum das Geistige absolut setzen, so nehmen sie in der Konsequenz dem Sinnlichen u. dem Diesseitigen jeden Sinn u. verheißen dafür Seligkeit im Jenseits; Nietzsche dagegen verstand sich als Zerstörer der Jenseitsillusionen u. als Anbahner einesWeges, auf dem einMensch den Sinn seines Lebens autonom hervorbringt. In russischen Romanen des 19. Jh. verzweifeln anarchistische, revolutionäre Nihilisten an den ungerechten Zuständen u. werden Gewalttäter oder Selbstmörder. Der Existentialismus versteht sich z.T. als Gegenentwurf zu der nihilistischen Verzweiflung an der Sinnlosigkeit des Daseins (Glück im Protest gegen das Morden), z.T. als beharrliches Offenhalten der Frage nach dem Sinn von Sein (M. Heidegger † 1976).
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