Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Nestorianismus
   eine dem Patriarchen Nestorius von Konstantinopel († um 451) zugeschriebene christologische Lehre, nach der in Jesus Christus ”zwei Söhne“ zu einer nur äußeren, moralischen Einheit verbunden gewesen seien, der göttliche Logos u. der Mensch Jesus, in dem der Logos wie in einem Tempel wohnte, u. der, an sich zur Sünde fähig, wegen seiner Bewährung zum Lohn göttliche Attribute empfangen habe. Diese Lehre wurde vom Konzil von Ephesos 431 verurteilt. Sie beruhte im Wesentlichen auf der Darstellung durch den Hauptgegner des Nestorius, Kyrill von Alexandrien († 444). Nestorius wollte die Vollständigkeit der menschlichen Natur Jesu ebenso wie die Person-Einheit Jesu Christi wahren, aber eine Vermischung der göttlichen u. der menschlichen Natur vermeiden, daher verwendete er als Anhänger der Antiochenischen Theologenschule die Formulierung der Annahme des Menschen durch den Logos u. der Einwohnung des Logos im Menschen. Eine ”Bewährungslehre“ vertrat er nicht, sondern er betonte die Freiwilligkeit der Vereinigung der Naturen mit mißverständlichen Begriffen. Anderseits konnte er die Redeweise Kyrills von einer (einzigen) Natur in Jesus Christus nicht akzeptieren. Durch die klare Lehre des Konzils von Chalkedon von den zwei unvermischten Naturen konnte er sich zum Teil bestätigt sehen. – Die heute noch existierenden sog. nestorianischen (altorientalischen) Kirchen sprechen christologisch von zwei Naturen, zwei Hypostasen u. einer Person in Jesus Christus.
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