Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Natürliche Theologie
wurde von M. T. Varro († 27 v.Chr.) die philosophische Gotteslehre genannt. Im Lauf der Geistesgeschichte wurde der Begriff ”natürlich“ in diesem Zusammenhang unterschiedlich gedeutet (Ontologie als N. Th., weil sie notwendigerweise eine Aussage über die ”Natur“ Gottes, sein absolutes Sein, machen müsse; ”Natur“ im Sinn der erfahrbaren Schöpfungswirklichkeit als Ausgangspunkt der Theologie; ”natürliche Erkenntnis“ im Unterschied zu ”Offenbarungserkenntnis“ usw.). Die neuscholastische N. Th. hatte ihren Schwerpunkt bei der [c darkviolet]Erkennbarkeit Gottes (seiner Existenz, seines Wesens u. seiner Eigenschaften), die mittels der ”natürlichen“ Vernunft auch ohne Offenbarung ”aus den geschaffenen Dingen“ möglich sei (so das I. Vaticanum). Die Reformatoren leugneten eine Gotteserkenntnis durch die Vernunft nicht schlechthin; in der sog. altprotestantischen Orthodoxie wurde sie positiv gelehrt. Einen vehementen Angriff führte K. Barth († 1968) in den 30er Jahren gegen die N. Th., da Jesus Christus die einzige Offenbarung Gottes sei. Dabei wurde die menschliche Vernunft stark abgewertet. Die Diskussion hierüber wird unter Beteiligung der kath. Theologie bis zur Gegenwart weitergeführt.Weitgehende Übereinstimmung besteht darin, daß alle faktische Gotteserkenntnis von der zuvorkommenden Gnade Gottes ermöglicht u. getragen ist (was durch das I. Vaticanum nicht bestritten wurde), daß der Glaube zwar nicht durch Vernunftbeweise ”verifizierbar“ sei, aber durch Vernunftgründe als nicht widersprüchlich u. sinnvoll aufgezeigt u. vertieft werden könne. Da der Begriff N. Th. im Sinn des [c darkviolet]Extrinsezismus mißverstanden werden könne, als habe jemals eine ”reine Natur“ existiert, der das Übernatürliche additiv hinzugefügt worden sei, müsse er abgelehnt u. z. B. durch ”philosophische Gotteslehre“ ersetzt werden.
wurde von M. T. Varro († 27 v.Chr.) die philosophische Gotteslehre genannt. Im Lauf der Geistesgeschichte wurde der Begriff ”natürlich“ in diesem Zusammenhang unterschiedlich gedeutet (Ontologie als N. Th., weil sie notwendigerweise eine Aussage über die ”Natur“ Gottes, sein absolutes Sein, machen müsse; ”Natur“ im Sinn der erfahrbaren Schöpfungswirklichkeit als Ausgangspunkt der Theologie; ”natürliche Erkenntnis“ im Unterschied zu ”Offenbarungserkenntnis“ usw.). Die neuscholastische N. Th. hatte ihren Schwerpunkt bei der [c darkviolet]Erkennbarkeit Gottes (seiner Existenz, seines Wesens u. seiner Eigenschaften), die mittels der ”natürlichen“ Vernunft auch ohne Offenbarung ”aus den geschaffenen Dingen“ möglich sei (so das I. Vaticanum). Die Reformatoren leugneten eine Gotteserkenntnis durch die Vernunft nicht schlechthin; in der sog. altprotestantischen Orthodoxie wurde sie positiv gelehrt. Einen vehementen Angriff führte K. Barth († 1968) in den 30er Jahren gegen die N. Th., da Jesus Christus die einzige Offenbarung Gottes sei. Dabei wurde die menschliche Vernunft stark abgewertet. Die Diskussion hierüber wird unter Beteiligung der kath. Theologie bis zur Gegenwart weitergeführt.Weitgehende Übereinstimmung besteht darin, daß alle faktische Gotteserkenntnis von der zuvorkommenden Gnade Gottes ermöglicht u. getragen ist (was durch das I. Vaticanum nicht bestritten wurde), daß der Glaube zwar nicht durch Vernunftbeweise ”verifizierbar“ sei, aber durch Vernunftgründe als nicht widersprüchlich u. sinnvoll aufgezeigt u. vertieft werden könne. Da der Begriff N. Th. im Sinn des [c darkviolet]Extrinsezismus mißverstanden werden könne, als habe jemals eine ”reine Natur“ existiert, der das Übernatürliche additiv hinzugefügt worden sei, müsse er abgelehnt u. z. B. durch ”philosophische Gotteslehre“ ersetzt werden.