Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Narrativität
   (lat. = erzählende Form) ist ein Merkmal der aus der Gottesoffenbarung hervorgegangenen Glaubensgemeinschaft: Israel u. Kirche als ”Erinnerungs- u. Erzählgemeinschaften“, die sich nicht nur erzählend die Vergangenheit vergegenwärtigen, sondern durch Erzählung der Verheißungen ihre Erwartungshaltung immer neu aktualisieren (Befreiungstheologie) . Die Beachtung der Eigenart der Offenbarung Gottes führt zu der Erkenntnis, daß diese ursprünglich in Gestalt des Erzählens, nicht der Indoktrination u. der theoretischen Lehre, überliefert wurde. Die N. ist von Bedeutung für die Mystagogie (Glaubenserzählung) wie für die Aneignung von Weisheit aufgrund von erzählbaren Lebenserfahrungen. Die narrative Charakterisierung der Theologie wurde bei K. Barth († 1968) wiederentdeckt; seit Mitte der 70er Jahre des 20. Jh. wandte sich P. Ricoeur einer Texthermeneutik zu, in deren Zentrum die lebendigen [c darkviolet]Metaphern u. der Akt des Erzählens stehen.
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