Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Mysterientheologie
   eine von den Benediktinern O. Casel († 1948) u. I. Herwegen († 1946) ausgegangene Bemühung, das frühchristlich-theol. Denken zur Erneuerung der Theologie ”wiederzubeleben“. Im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit steht das Verhältnis der allgemeinen Heilsgeschichte zur einzelnen ”Heilsverwirklichung“, wobei die wirkliche u. wirksame Gegenwart des Heilsereignisses in Jesus Christus im sakramentalen Geschehen im Zentrum steht. Die Bezugnahmen vor allem Casels auf das Vergegenwärtigungsgeschehen in den antiken Mysterienreligionen (daher der Name M.) waren einer sehr kritischen Diskussion ausgesetzt. Von bleibender Bedeutung war die Wiederentdeckung des Mysteriums im Sinn des NT u. der Kirchenväter, von dem her die ganze Theologie als M. entfaltet werden sollte. Die intendierte Abkehr galt sowohl dem ”Objektivismus “ der Scholastik als auch dem ”Subjektivismus“ einer bloßen religiösen Erfahrung. Ausgangspunkt war das ”Urmysterium“, der ewige Ratschluß Gottes, die Schöpfung, das Handeln Gottes mit den geschichtlichen Menschen zu deren Heil oder zum Gericht; verwirklicht im ”Christusmysterium “ (Pascha-Mysterium ) u. dessen Vergegenwärtigung im ”Kultmysterium “ in Kirche, im Glauben u. in den Sakramenten; rettender Abschluß u. Vollendung des Heilswerkes im bleibenden Gegensatz zum ”Mysterium des Bösen“. Die von der M. hervorgehobenen Themen der Anamnese u. Gleichzeitigkeit bleiben aktuell, auch wenn die neuere Theologie erkannt hat, daß die ”Vergegenwärtigung“ in der jüdischen Liturgie viel grundlegender ist als in der Kirchenvätertheologie. Die M. hat zur Erneuerung der Theologie des Meßopfers wesentlich beigetragen u. auch das II. Vaticanum beeinflußt (SC 35 , 102 u. ö.). Im ökumenischen Gespräch wurde sie viel beachtet.
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