Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Mysterien des Lebens Jesu
   früher in der systematischen Theologie besprochen, stellen ein zentrales Thema in den von Ignatius von Loyola († 1556) empfohlenen Betrachtungen dar. Die Aufmerksamkeit der traditionellen Glaubensformulierungen u. der entsprechenden Theologie konzentriert sich auf Inkarnation, Kreuz u. Auferstehung Jesu u. deren universale Bedeutung trotz ihrer historischen Bedingtheit, aber nicht nur sie sind ”Mysterien“ (Geheimnis), sondern alle Ereignisse im Leben Jesu können Gegenstand der Anamnese u. des Lobpreises sein. Es handelt sich bei der Ausdehnung des Mysterienbegriffs auf alle diese Ereignisse nicht um eine sublime Spiritualisierung oderMythologisierung, sondern umdie Perspektive, daß Jesu ganzes Leben mit allen Ereignissen eine Ausrichtung auf den Heilswillen Gottes in seiner Selbstmitteilung u. eine einende Mitte in Tod u. Auferweckung hat. Die einzelnen Ereignisse haben Mysteriencharakter insofern, als in ihnen das eine Mysterium zur Erscheinung kommt, daß dort, wo das Endliche in radikalster Endlichkeit erlebt u. erlitten wird, sich die liebende Ankunft Gottes ereignet. ”Darin ist gerade eingeschlossen u. muß bei der Meditation dieser M. bedacht werden, daß wir gerade dadurch erlöst sind, daß das Wort des Vaters die Niedrigkeit, Profanität u. Todgeweihtheit unseres Lebens annahm u. eben darin die Gestalt der Gewöhnlichkeit unseres eigenen Lebens zum Ereignis der Gnade, die Gott letztlich selbst ist, machte“ (Rahner-Vorgrimler 1961, 250). Von dieser Sicht her kann die Betrachtung eines einzelnen Mysteriums des Lebens Jesu, die vom Stand der biblischen Überlieferung ausgeht u. sich nicht in Erwägungen über den möglichen historischen Hintergrund verliert, eine ”Schlüsselfunktion“ für das eigene Leben haben.
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