Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Mystagogie
   (griech. = Einführung in das Geheimnis) hat in der griech. Antike zwei Bedeutungen, die der Einweihung (Initiation) in die kultisch begangenen Mysterien u. die der Einführung in Glaubenswahrheiten u. deren tieferen Sinn. Im Christentum war u. ist M. in der zweiten Bedeutung lebensnotwendig. Galt die M. der Kirchenväterzeit vor allem der Deutung der Sakramente, so geht es bei der Verwendung des Begriffs M. in neuester Zeit um die Eröffnung u. Einübung von Möglichkeiten der Transzendenz-, Geist- u. Gotteserfahrung. Erfahrungen der Alltagswelt, also nicht in erster Linie religiöse Vollzüge, sollen auf solche Erfahrungen hin ”entschlüsselt“ werden. Dazu gehört auch die Deutung ”dunkler“ Erfahrungen, die je nach den verschiedenen Lebensaltern unterschiedlich sein werden (Schweigen Gottes, dessen dunkle Seite, Trostlosigkeit, Verzweiflung, unlösbare Theodizee-Frage). Ferner ist es Aufgabe der M., Hindernisse des Glaubens in Gestalt naiver oder autoritär manipulierter Gottesvorstellungen abzubauen u. in das Geheimnis des je größeren, unbegreiflichen Gottes einzuführen.
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