Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Montanismus
   eine christliche prophetische Bewegung, entstanden in der 2. Hälfte des 2. Jh. in Phrygien (Kleinasien), benannt nach dem Phrygier Montanus, der zusammen mit Prophetinnen als Gründer gilt. Kennzeichnend ist eine ekstatische Prophetie, bei der die Prophetinnen u. Propheten als Künder u. Interpreten, vielleicht auch als Inkarnationen des Heiligen Geistes die Verpflichtung zu strengem Fasten, die Unmöglichkeit einer Vergebung schwerer Sünden u. den hohen Wert des Martyriums, vielleicht auch ein baldiges Weltende verkündeten u. den Chiliasmus vertraten. Der wichtigste Anhänger des M. im kirchlichen Westen war der bedeutende Kirchenschriftsteller Tertullian († nach 220). Die ekstatische Prophetie wurde in der Großkirche abgelehnt (u. a. daher Reserven gegen die Laienpredigt bis heute); ihr ethischer Rigorismus galt als unvereinbar mit dem Liebesgebot u. der Vergebungsbereitschaft Gottes. Der M. entwickelte nach seiner Ablehnung in der Großkirche eine eigene Hierarchie, in der auch Frauen Priesterinnen u. Bischöfinnen werden konnten. Die Bewegung wurde mit der zunehmenden Christianisierung des röm. Reichs gewaltsam unterdrückt.
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