Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Monotheismus
   (griech. = die Lehre von der Existenz eines einzigen Gottes), die im 17. Jh. so bezeichnete Lehre, daß es nur einen einzigen Gott als absolutes, unendliches u. geistig-personales Wesen, den von der Welt verschiedenen, aber alle nichtgöttlichen Wirklichkeiten in allem schöpferisch tragenden u. durchdringenden Grund ”gibt“. Diese Aussagen sind wie alle, die den unendlichen Gott betreffen, nur analoge Annäherungen an das unbegreifliche Geheimnis (Analogie). Im M. kommen [c darkviolet]Judentum, Christentum u. Islam überein. Im Christentum kann der M. verschiedenartige Ausprägungen in sich enthalten (Theismus, Deismus). Abgrenzend gilt der M. gegenüber dem Polytheismus u. dem Pantheismus.   1. Zur Geschichte. Die früheren religionsgeschichtlichen Hypothesen über das Geschick des Ein-Gott-Glaubens haben einer ernsthaften Erforschung nicht standgehalten, weder die Stufen-Auffassung Fetischismus-Polytheismus-M. noch die Dekadenztheorie über einen Abfall des Urmonotheismus zum späteren Polytheismus. In der archaischen Zeit des Exodus galt [c darkviolet]Jahwe als der ausschließliche persönliche Gott Israels, ohne daß die Existenz anderer Götter geleugnet wurde. Von der in Kanaan ansässigen Bevölkerung übernahmen die Israeliten die Verehrung des semitischen Hauptgottes El, den sie mit JHWH identifizierten, ohne andere dortige Gottheiten anzuerkennen, aber auch ohne ihre Existenz zu leugnen. Der syrischeWettergott Baal wurde von Propheten eher aus politischen Gründen bekämpft, doch ist zweifellos eine Entwicklung in Richtung eines M. zu konstatieren (z. B. bei Hosea). Eine entschiedene JHWH-allein-Bewegung datiert in Israel seit dem babylonischen Exil. Die exklusive Alleinverehrung JHWHs u. die radikale Ablehnung aller Polytheisten wurde mit der Selbstoffenbarung JHWHs als des ”Eifersüchtigen“ (Ex 34, 14) begründet. Der M. diente auch zur theol. Fundierung der Schöpfungsauffassung u. der Ethik, da alle Wirklichkeiten u. Gesetze aus demWillen des Einen hervorgehend gedacht werden konnten (z. B. Deutero-Jes). Nach dem Exil verstärkte sich die Auffassung von der transzendenten Erhabenheit JHWHs, die dem M. zusätzlich förderlich war u. die Einführung mittlerischer Gestalten (Engel) veranlaßte. Die Deutungen des einen, einzigen Gottes als ”Liebender“ (Hos 15, 5) u. als ”Liebe“ (Dtn 10, 15) sowie die Vorstellung des Gotteswirkens mittels der personifizierten Weisheit rechtfertigen es nicht, den Gott Israels als ”Gemeinschaft“ zu verstehen u. zu bezeichnen. Im NT bezeugen das Gottesverhältnis u. die Gottesrede Jesu sowie das Gebet, das Jesus empfiehlt (Vaterunser), sein Festhalten am monotheistischen Gottesglauben der Vorfahren (vgl. sein ”Glaubensbekenntnis“ mit Dtn 6, 4 f. bei Mk 12, 29 f.). Für die Jüngerinnen u. Jünger Jesu war der Polytheismus kein Thema. Die Mahnungen der missionierenden frühchristlichen Gemeinde, sich dem lebendigen Gott zuzuwenden u. sich vom Götzendienst abzukehren, bezeugen dann die Konfrontation mit dem Heidentum “. Paulus versucht nicht, sein Evangelium von der Rettung durch Jesus Christus, die von der Initiative des einzigen Gottes ausging (Röm , 25), u. das damit verbundene christologische Bekenntnis zum Kyrios theoretisch auszugleichen, aber ”subordinatianische“ Formulierungen (am Ende werde sich auch ”der Sohn“ Gott unterwerfen, damit Gott ”alles in allem“ sei: 1 Kor 15, 28) zeigen seinen prinzipiellen M. Ähnlich kann die johanneische Redeweise vom Logos u. vom Paraklet den monotheistischen Glauben nicht auflösen. Die Glaubensbekenntnisse aller Zeiten haben an der Einheit u. Einzigkeit Gottes festgehalten. So stellte die Versuchung des Polytheismus bis zur Gegenwart, trotz des Bekenntnisses zur Trinität Gottes, kein ernsthaftes Problem dar. Gegenwärtige Tendenzen in ev. u. kath. Theologie versuchen, die überlieferte christliche Tradition von der [c darkviolet]Einfachheit Gottes u. von der Identifizierung Gottes mit dem Absoluten zu bestreiten (”absolutistischer Willkürgott“); sie karikieren den M. als verantwortlich für einen ”politisch-monarchianischen Herrschaftsbegriff“ u. preisen Gott als Communio oder als Liebeskommunität. Die Du-Personalität Gottes wird zerstört.
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