Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Monophysitismus
   (griech. = die Lehre von einer einzigen Natur), ein im 6. Jh. entstandener Name für die von Eutyches (Archimandrit eines Klosters in Konstantinopel Mitte des 5. Jh.) wohl auf der Basis des [c darkviolet]Apollinarismus (”Mia-physis“- Formel) vertretene Theorie, wonach durch die Einigung des göttlichen Logos mit der menschlichen Wirklichkeit Jesu in der Inkarnation eine einzige ”Physis“ (lat. Natur) entstanden sei. Ein dabei verwendetes Bild: Die Menschheit sei von der Gottheit absorbiert worden, wie ein Honigtropfen imMeer aufgelöst werde. Die Begrifflichkeit war zwischen den Konzilien von Ephesos u. Chalkedon geklärt worden, so daß Hypostase “ (Person) nicht mehr mit ”Physis“ gleichgesetzt wurde, wie das für Kyrill von Alexandrien († 444) noch möglich gewesen war. Aus Angst vor dem Nestorianismus leugneten Eutyches u. seine Anhänger, daß die menschlicheWirklichkeit Jesu ”unvermischt“ neben der göttlichenWirklichkeit in der einen Hypostase des göttlichen Logos fortbesteht. Der strikte M. wurde in Chalkedon verurteilt. – Der M. als ”vorchalkedonische “ Lehre lebt in den sog. monophysitischen Ostkirchen fort (Kopten, Westsyrer, Armenier u. Äthiopier). Diese Kirchen verstehen sich selber u. ihre Christologie jedoch nicht als monophysitisch, da sie mit ”Physis“ nicht eine schlechthin einfache Wirklichkeit, sondern eine zwar einzige, aber zusammengesetzte ”Physis“ bezeichnen u. in diesem Sinn die Formel von Chalkedon akzeptieren können, während sie die begriffliche Unterscheidung von ”Physis“ u. ”Hypostase“ ablehnen (Wiener christologische Konsenserklärungen von 1976).
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