Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Mitleid
   die innere, affektive Seite der Barmherzigkeit, als Fähigkeit, mit fremdem Leiden real mit-zu-leiden. In der christlichen Tradition wird M. im Zusammenhang der Lehre über die Tugenden mitbesprochen; darin bekundet sich die Überzeugung, daß die einem Menschen in seiner Sozialisation vermittelte Sensibilität sich durch Einübung u. praktische Betätigung zu einer Haltung stabilisieren läßt. Wenig einflußreich für diese Tradition war die Auffassung (z. B. in manchen Kreisen des frühen Mönchtums), M. gehöre zu den Affekten, die zu überwinden seien (Apathie) . In der Philosophie wurde bis auf wenige Ausnahmen (F. Nietzsche †1900) M. als wesentlicher Bestandteil ethischen Verhaltens angesehen (I. Kant †1804, A. Schopenhauer †1860 u. a.; theologisch A. Schweitzer † 1965). Die neuere Politische Theologie wertet das ”Eingedenken fremden Leids“ als Kriterium jeder Gottesrede ”nach Auschwitz“. In der heutigen Praktischen Theologie wird den psychologischen Theorien über ”einfühlendes Verstehen“ (”Empathie“) große Bedeutung, neben Identität u. Akzeptanz, für die in kirchlicher Praxis tätigen Menschen zugemessen.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Mitleid