Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Martyrium
   (griech. = Zeugnis) ist das Sterben um des christlichen Glaubens oder der christlichen Lebenspraxis willen. Dieser Tod wird seit dem 2. Jh. als ”Zeugnis“ verstanden u. vom Verhalten der ”Bekenner“ (”confessores“) unterschieden, die zwar durch Standhaftigkeit herausragten, jedoch ohne getötet zu werden. Im modernen Sprachgebrauch wird M. auch von nichtchristlichen gewaltsam Verfolgten ausgesagt (makkabäische Märtyrer; auch Christen machten Juden zu Märtyrern). Mit der Verehrung der Märtyrer (M. des Polykarp um 160) begann die Heiligenverehrung im christlichen Bereich; in ihnen sah man authentische Jünger u. Jüngerinnen Jesu in seiner Nachfolge im Leiden u. Kreuztragen. In theol. Sicht kommt im M. der Tod als Tat des christlichen Glaubens u. der Liebe zu Gott (nicht nur als passiv hingenommenes Widerfahrnis) unzweideutig zur Erscheinung. Die Heiligkeit der Kirche erhält, durch Gottes Gnade ermöglicht u. erwirkt, im M. eine erfahrbare Dimension u. dadurch ihre Glaubwürdigkeit ”nach außen hin“. Seit Klemens von Alexandrien († nach 215) wird dem M. die gleiche rechtfertigende, sündenvergebende Kraft zugeschrieben wie der Taufe (daher M. als ”Bluttaufe“). Auch in den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen gelten die frühchristlichen Märtyrer u. ihre eigenen Blutzeugen als ”erbauliche“ Beispiele überzeugenden christlichen Lebens u. Bekenntnisses. Im Sprachgebrauch der heutigen kath. Praktischen Theologie bezeichnet ”Martyria“ den ”Dienst amWort“, früher auch ”Verkündigung“ genannt; sie gehört mit Diaconia u. Leiturgia (manchmal auch mit Koinonia) zu den Grundvollzügen der Kirche.
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