Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Manichäismus
von dem Babylonier Mani († 276 n.Chr.) gegründete Religion. Mani hielt sich nach zwei von ihm empfangenen ”Offenbarungen“ für den letzten großen Propheten, u. a. nach Zarathustra, Buddha u. Jesus, deren Religionen er vollenden sollte, weil sie, von ihnen selber nicht schriftlich fixiert, nur unvollkommen seien. Dank engagierter Jünger u. eigener Missionsreisen gewann er viele Anhänger im römischen Reich, in Ägypten, Persien u. Indien, später auch in China. Von den Priestern der zoroastrischen Staatsreligion angeklagt, starb er an den Folgen der Kerkerhaft für seinen Glauben. Der M. war eine systematisch entworfene gnostische Religion mit konsequentem Dualismus der zwei Prinzipien Gut u. Böse, Geist u. Materie, Licht u. Finsternis, die eine Art ”Heilsgeschichte“ durchliefen (drei Zeiten): Zuerst streng geschieden, vermischten sie sich in der mittleren Periode (der Jetztzeit Manis). In ihr wurde die Lichtgestalt Jesus, der den Menschen vom göttlichen Ursprung der Seele kündete, besiegt, seine Seele mit der Materie vermischt. In der Folge wurden die weiteren Gesandten Gottes wiederholt besiegt; es war ihnen nicht möglich, die in die Körper gebannten Seelen (die Lichtelemente) ihrerseits zu befreien, wenn auch die Botschaft von ihrer himmlischen Heimat eine Art Erlösung darstellte. Die Rückkehr der Seelen ins Lichtreich ist nur durch die Annahme der Heilsbotschaft Manis, des Parakleten, möglich. Die an ihn Glaubenden bilden die Kirche der Vernunft. Erlösung geschieht durch Bewußtwerden seiner selbst, das mit radikaler Enthaltsamkeit verbunden sein muß; Unvollkommene unterliegen dem Gesetz der Reinkarnation. Am Ende der Vermischungszeit hält Jesus nach einem großen Krieg Gericht mit abermaliger Scheidung der Guten von den Bösen, kosmisch des Lichts von der Finsternis. – Der M. (dem Augustinus †430 neun Jahre lang anhing) wurde vom römischen, später vom byzantinischen Staat gewaltsam verfolgt; kirchliche Angriffe (Eusebius †339, Leo I. †461) beschränkten sich auf beleidigende Polemik. Die umfangreiche manichäische Literatur ist in Bruchstücken erhalten. Im 6. Jh. fand der M. im röm. Reich sein Ende, in Zentral- u. Ostasien überlebte er bis ins 16. Jh.
von dem Babylonier Mani († 276 n.Chr.) gegründete Religion. Mani hielt sich nach zwei von ihm empfangenen ”Offenbarungen“ für den letzten großen Propheten, u. a. nach Zarathustra, Buddha u. Jesus, deren Religionen er vollenden sollte, weil sie, von ihnen selber nicht schriftlich fixiert, nur unvollkommen seien. Dank engagierter Jünger u. eigener Missionsreisen gewann er viele Anhänger im römischen Reich, in Ägypten, Persien u. Indien, später auch in China. Von den Priestern der zoroastrischen Staatsreligion angeklagt, starb er an den Folgen der Kerkerhaft für seinen Glauben. Der M. war eine systematisch entworfene gnostische Religion mit konsequentem Dualismus der zwei Prinzipien Gut u. Böse, Geist u. Materie, Licht u. Finsternis, die eine Art ”Heilsgeschichte“ durchliefen (drei Zeiten): Zuerst streng geschieden, vermischten sie sich in der mittleren Periode (der Jetztzeit Manis). In ihr wurde die Lichtgestalt Jesus, der den Menschen vom göttlichen Ursprung der Seele kündete, besiegt, seine Seele mit der Materie vermischt. In der Folge wurden die weiteren Gesandten Gottes wiederholt besiegt; es war ihnen nicht möglich, die in die Körper gebannten Seelen (die Lichtelemente) ihrerseits zu befreien, wenn auch die Botschaft von ihrer himmlischen Heimat eine Art Erlösung darstellte. Die Rückkehr der Seelen ins Lichtreich ist nur durch die Annahme der Heilsbotschaft Manis, des Parakleten, möglich. Die an ihn Glaubenden bilden die Kirche der Vernunft. Erlösung geschieht durch Bewußtwerden seiner selbst, das mit radikaler Enthaltsamkeit verbunden sein muß; Unvollkommene unterliegen dem Gesetz der Reinkarnation. Am Ende der Vermischungszeit hält Jesus nach einem großen Krieg Gericht mit abermaliger Scheidung der Guten von den Bösen, kosmisch des Lichts von der Finsternis. – Der M. (dem Augustinus †430 neun Jahre lang anhing) wurde vom römischen, später vom byzantinischen Staat gewaltsam verfolgt; kirchliche Angriffe (Eusebius †339, Leo I. †461) beschränkten sich auf beleidigende Polemik. Die umfangreiche manichäische Literatur ist in Bruchstücken erhalten. Im 6. Jh. fand der M. im röm. Reich sein Ende, in Zentral- u. Ostasien überlebte er bis ins 16. Jh.