Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Macht und Herrschaft
Das Bestreben, seine eigenen Interessen u. Überzeugungen durchzusetzen wie auch seine Freiheitsräume zu vergrößern, auch gegen das Beharren u. den berechtigten Widerstand anderer, wurzelt in der Grundanlage des Menschen. Voraussetzung dafür ist das Vorhandensein konkreter Faktoren, zu denen u. a. natürliche Ressourcen (materieller u. geistig-kultureller Art), Einfluß, Information, eine gewisse Abhängigkeit anderer gehören.Wenn es mit Hilfe dieser Faktoren gelingt, auf andere (einzelne oder Gruppen oder größere Sozialgebilde) effektiven Einfluß auszuüben, spricht man von Macht. Wenn die Art u. Weise der Durchsetzung dieses ”Willens zur Macht“ durch ein System von Machtbeziehungen institutionalisiert ist, u. zwar durch freiwillige Zustimmung von Untergeordneten, die auch befristet sein kann, oder durch erzwungenen Gehorsam, durch gewaltsame Unterdrückung (Gewalt), spricht man von Herrschaft. Analysen der Quellen, Wirkungsbereiche, Techniken usw. von Macht u. Herrschaft sind vielfältig. Die bisherige Geschichte sozialer Systeme zeigt, daß Herrschende ihr Machtpotential zur Beibehaltung bestehender Über- u. Unterordnungsverhältnisse einsetzen können u. faktisch einsetzen, so daß es in ihrer Macht steht, eine Neuordnung der Machtverhältnisse zu verhindern. Seit Beginn der Neuzeit finden sich Theorien im Interesse der Beherrschten, die Formen der Machtausübung durch Herrschaft wenigstens zu begrenzen (von hierarchischer Machtkonzentration zu demokratischerMachtlegitimation bzw. zur Mitbestimmung durch alle Betroffenen). Die Verkündigung Jesu respektiert in ihrem konkreten Auftreten zwar bestehende Macht- u. Herrschaftsverhältnisse, zielt aber entschieden auf Macht- u. Herrschaftsverzicht unter seinen Anhängerinnen u. Anhängern ab, so daß inmitten weltlicher Machtstrukturen Gegenmodelle entstehen (mußten oder sollten), die von existierendenMachthabern als subversiv empfunden werden mußten, u. dies umso mehr, als die Botschaft u. die befreiende Praxis Jesu den Zurückgesetzten u. Unterdrückten ein neues Selbstbewußtsein vermittelten. Die von Jesus verkündete Macht u. Herrschaft Gottes erweist sich als ein Potential radikalen Widerstands gegen jede mitleidlose, unsolidarische Machtausübung wie gegen jede religiöse Rechtfertigung politischer Unterdrückungsverhältnisse. Aus ihr entstehen immer neue Impulse zugunsten der Durchsetzung fundamentaler Menschenrechte (Befreiungstheologie) u. immer neue Konflikte mit herrschaftsstabilisierenden Ideologien (auch in der Kirche): aktiver Widerstand. Das Beispiel des leidenden u. sterbenden Jesus u. vieler Märtyrer zeigt, daß das Vertrauen auf die rettende Macht Gottes so groß sein kann, daß die irdischen Machthaber einen Menschen wohl töten, ihm aber die stärkere Macht seiner Überzeugungen nicht nehmen können: passiver Widerstand, der bei anderen aktive Kräfte freisetzt.
Das Bestreben, seine eigenen Interessen u. Überzeugungen durchzusetzen wie auch seine Freiheitsräume zu vergrößern, auch gegen das Beharren u. den berechtigten Widerstand anderer, wurzelt in der Grundanlage des Menschen. Voraussetzung dafür ist das Vorhandensein konkreter Faktoren, zu denen u. a. natürliche Ressourcen (materieller u. geistig-kultureller Art), Einfluß, Information, eine gewisse Abhängigkeit anderer gehören.Wenn es mit Hilfe dieser Faktoren gelingt, auf andere (einzelne oder Gruppen oder größere Sozialgebilde) effektiven Einfluß auszuüben, spricht man von Macht. Wenn die Art u. Weise der Durchsetzung dieses ”Willens zur Macht“ durch ein System von Machtbeziehungen institutionalisiert ist, u. zwar durch freiwillige Zustimmung von Untergeordneten, die auch befristet sein kann, oder durch erzwungenen Gehorsam, durch gewaltsame Unterdrückung (Gewalt), spricht man von Herrschaft. Analysen der Quellen, Wirkungsbereiche, Techniken usw. von Macht u. Herrschaft sind vielfältig. Die bisherige Geschichte sozialer Systeme zeigt, daß Herrschende ihr Machtpotential zur Beibehaltung bestehender Über- u. Unterordnungsverhältnisse einsetzen können u. faktisch einsetzen, so daß es in ihrer Macht steht, eine Neuordnung der Machtverhältnisse zu verhindern. Seit Beginn der Neuzeit finden sich Theorien im Interesse der Beherrschten, die Formen der Machtausübung durch Herrschaft wenigstens zu begrenzen (von hierarchischer Machtkonzentration zu demokratischerMachtlegitimation bzw. zur Mitbestimmung durch alle Betroffenen). Die Verkündigung Jesu respektiert in ihrem konkreten Auftreten zwar bestehende Macht- u. Herrschaftsverhältnisse, zielt aber entschieden auf Macht- u. Herrschaftsverzicht unter seinen Anhängerinnen u. Anhängern ab, so daß inmitten weltlicher Machtstrukturen Gegenmodelle entstehen (mußten oder sollten), die von existierendenMachthabern als subversiv empfunden werden mußten, u. dies umso mehr, als die Botschaft u. die befreiende Praxis Jesu den Zurückgesetzten u. Unterdrückten ein neues Selbstbewußtsein vermittelten. Die von Jesus verkündete Macht u. Herrschaft Gottes erweist sich als ein Potential radikalen Widerstands gegen jede mitleidlose, unsolidarische Machtausübung wie gegen jede religiöse Rechtfertigung politischer Unterdrückungsverhältnisse. Aus ihr entstehen immer neue Impulse zugunsten der Durchsetzung fundamentaler Menschenrechte (Befreiungstheologie) u. immer neue Konflikte mit herrschaftsstabilisierenden Ideologien (auch in der Kirche): aktiver Widerstand. Das Beispiel des leidenden u. sterbenden Jesus u. vieler Märtyrer zeigt, daß das Vertrauen auf die rettende Macht Gottes so groß sein kann, daß die irdischen Machthaber einen Menschen wohl töten, ihm aber die stärkere Macht seiner Überzeugungen nicht nehmen können: passiver Widerstand, der bei anderen aktive Kräfte freisetzt.