Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Lohnmoral
   Bei diesem Begriff handelt es sich nicht um die wirtschafts- u. sozialethischen Bemühungen, die Forderung nach einem gerechten Lohn nach den Leitbildern von Gleichheit u. Gerechtigkeit zu begründen (biblische Impulse u. a. Dtn 24, 14; Lk 10, 7; Jak 5, 4). Die biblische Lohnverheißung als solche ist ebenfalls nicht gemeint, denn sie versteht die Gaben Gottes nicht als angemessenes Entgelt für erbrachte Leistungen, sondern als frei u. überreichlich von Gott gewährte Geschenke (zu den mit diesem Lohnverständnis verbundenen theol. Kontroversen: Verdienst). Vielmehr bezeichnet der als Vorwurf gebildete Begriff L. eine Deutung der kath. Moral, als bejahe sie sittliche Werte um vorsittlicher Werte willen; ”Lohn“ meint dann das bewußte Motiv des Handelns. Daß ein solches ”kaufmännisches “ Verhalten die christliche Spiritualität manchmal prägte u. prägt, kann nicht bestritten werden. Grundsätzlich können glaubende Menschen jedoch auf den verheißenen ”großen Lohn im Himmel“ (Mt 5, 12) nicht verzichten, da sie auf die gänzlich ungeschuldete u. unverdienbare Aufnahme in das Reich Gottes u. auf das selige Heil bei Gott nicht verzichten können u. dürfen (vgl. Quietismus), das sie erhoffen u. ersehnen, wobei sie in dieser Hoffnung letztlich immer Gott selber meinen u. bejahen, so daß die Liebe zu ihm ihr letztes Motiv ist.
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