Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Licht
   gilt in archaischen Auffassungen als geheimnisvolle, lebenspendende Macht u. als unpersönliche oder personale Gottheit, oft dualistisch gegen die Finsternis gestellt. Antike u. Mittelalter wenden ihm metaphorisch in der Philosophie oder in naturwissenschaftlichen Theorien große Aufmerksamkeit zu. Vielfach metaphorisch kommt das L. in AT u. NT vor. Gen 1, 3 ff. wird das L. zwar als erstes Geschaffenes u. als Ordnungsprinzip, aber eindeutig als nichtgöttlich dargestellt. Im AT steht das L. ferner für das Gute, Hilfreiche u. Hoffnungsvolle. Gott ist das L. (Ps 27, 1). Die Schriften von Qumran zeichnen dualistisch einen Kampf der Söhne des Lichtes gegen die Söhne der Finsternis (vgl. Ps 12, 4). Eine dualistische Sicht auf L. u. Finsternis kennt auch das NT (die Bekehrten sind ”Kinder des Lichtes “ 1 Thess 5, 5; Eph 5, 9 u. ö.; sie kamen aus der Finsternis ins L. 2 Kor 4, 6; 1 Petr 2, 9 u. ö.). Betont ist die Lichtmetaphorik in den johanneischen Schriften; Höhepunkt das Jesuswort ”Ich bin das L. derWelt“ (Joh 8, 12). – In der christlichen Mystik bildet die Lichtmystik eine Sonderform (bedeutend u. einflußreich Euagrios Pontikos †399): Der menschliche Geist ist das Bild Gottes u. als solches soll er ein Abglanz des trinitarischen Lichtes sein. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muß er frei werden von Sünden, bösen Gedanken u. Leidenschaften, ja von sämtlichen Gedanken. Sind Bilder u. Formen beseitigt, dann ist der Anblick des reinen göttlichen Lichtes möglich.
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