Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Leib{ (Jesu)} Christi
ist, zunächst bei Paulus, in einer bildhaft-analogen Verwendung des Begriffs ”Leib“, eine Metapher für die Beziehung des erhöhten Herrn Jesus Christus zur Gemeinschaft der Kirche (wichtigste Stellen: 1 Kor 6, 12–20; 10, 14–22; 12, 4–27; Röm 12, 4–8). Deutlich ist der Zusammenhang mit dem Deutewort über das Brot als Jesu Leib beim Abendmahl. Die Metapher möchte den Gemeinschaftscharakter betonen, ohne die selbstverständliche Pluralität zu leugnen; sie hebt die Grundlage dieser Gemeinschaft in der pneumatischen Gemeinschaft mit dem Erhöhten hervor u. legt den Organismus des Leibes aus vielen Gliedern mit ihrem Zusammenspiel dahingehend aus, daß gleichermaßen der (auch institutionelle) Aufbau der Kirche (der einen, in Ortskirchen gegliederten Kirche) zur Geltung kommt u. die unterschiedlichen Charismen im Dienst des Ganzen anerkannt werden. Die Deuteropaulinen erweitern die paulinische Metapher durch theol. Erläuterungen des ”Hauptes“ Jesus Christus, vor allem auch in seiner kosmischen Stellung, die vor einer triumphalen Überschätzung der Kirche warnen können (Hauptstellen: Eph 2, 11–18; 1, 22 f.; 4, 4 12 15 f.; 5, 30; Kol 1, 18 24; 2, 19; , 15). – In der Theologiegeschichte diente die Leib-Christi-Theologie den Reformatoren zur Bekräftigung ihrer geistlich-innerlichen Kirchenauffassung. Die Folge war die Überbetonung des institutionellen Charakters der Kirche u. ihrer Hierarchie sowie die Dominanz des Kirchenrechts in der Ekklesiologie auf kath. Seite, die erst nach langwierigen Bemühungen (von der Tübinger Schule des 19. Jh. zum II. Vaticanum) rückgängig gemacht werden sollten. Enthusiastische u. exzessive Deutungen der paulinischen Metapher (die Kirche, der fortlebende Christus) führten zu einer Zurückhaltung des II. Vaticanums gegenüber dem Begriff ”Leib Christi“. Er kann weder mit Volk Gottes noch mit Kirche als Grundsakrament (Ursakrament) noch mit der Communio-Ekklesiologie in überzeugende Verbindung gebracht werden.
ist, zunächst bei Paulus, in einer bildhaft-analogen Verwendung des Begriffs ”Leib“, eine Metapher für die Beziehung des erhöhten Herrn Jesus Christus zur Gemeinschaft der Kirche (wichtigste Stellen: 1 Kor 6, 12–20; 10, 14–22; 12, 4–27; Röm 12, 4–8). Deutlich ist der Zusammenhang mit dem Deutewort über das Brot als Jesu Leib beim Abendmahl. Die Metapher möchte den Gemeinschaftscharakter betonen, ohne die selbstverständliche Pluralität zu leugnen; sie hebt die Grundlage dieser Gemeinschaft in der pneumatischen Gemeinschaft mit dem Erhöhten hervor u. legt den Organismus des Leibes aus vielen Gliedern mit ihrem Zusammenspiel dahingehend aus, daß gleichermaßen der (auch institutionelle) Aufbau der Kirche (der einen, in Ortskirchen gegliederten Kirche) zur Geltung kommt u. die unterschiedlichen Charismen im Dienst des Ganzen anerkannt werden. Die Deuteropaulinen erweitern die paulinische Metapher durch theol. Erläuterungen des ”Hauptes“ Jesus Christus, vor allem auch in seiner kosmischen Stellung, die vor einer triumphalen Überschätzung der Kirche warnen können (Hauptstellen: Eph 2, 11–18; 1, 22 f.; 4, 4 12 15 f.; 5, 30; Kol 1, 18 24; 2, 19; , 15). – In der Theologiegeschichte diente die Leib-Christi-Theologie den Reformatoren zur Bekräftigung ihrer geistlich-innerlichen Kirchenauffassung. Die Folge war die Überbetonung des institutionellen Charakters der Kirche u. ihrer Hierarchie sowie die Dominanz des Kirchenrechts in der Ekklesiologie auf kath. Seite, die erst nach langwierigen Bemühungen (von der Tübinger Schule des 19. Jh. zum II. Vaticanum) rückgängig gemacht werden sollten. Enthusiastische u. exzessive Deutungen der paulinischen Metapher (die Kirche, der fortlebende Christus) führten zu einer Zurückhaltung des II. Vaticanums gegenüber dem Begriff ”Leib Christi“. Er kann weder mit Volk Gottes noch mit Kirche als Grundsakrament (Ursakrament) noch mit der Communio-Ekklesiologie in überzeugende Verbindung gebracht werden.