Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Kult
(lat. ”colere“ = sorgfältig pflegen), eine Bezeichnung für den respektvollen Umgang der Menschen mit göttlichen Mächten oder mit dem einzigen Gott, konkreter Ausdruck der Religion in rituellen Symbolhandlungen u. Gesten, sprachlichen Ausdrucksformen u. in der damit verbundenen inneren Haltung. Religionsgeschichtlich gehören zum K. Gemeinschaftsbildung, heilige Überlieferungen, bestimmte Zeiten u. Orte, eine gewisse Vorbereitung (Läuterung), besonders eingeweihte oder ausgebildete Personen. Das AT enthält umfangreiche Zeugnisse für den K. des auserwählten Gottesvolkes, der seinen Ursprung nicht in menschlichen Initiativen hat, sondern als Gabe Gottes sein Erwählungs-, Liebes- u. Vergebungsverhalten immer neu bewußt machen soll. Die eindringliche Kritik am K. (Am 5; Jes 1; Jer 6; Psalmen u. ö.) zeigt, daß der Gott Israels Barmherzigkeit u. Gerechtigkeit als den wahren K. betrachtet. Dem entspricht im NT die Kritik am K. durch die Betonung der Einheit von Gottes- u.Menschenliede u. durch die Forderung nach einer Anbetung Gottes ”im Geist u. in der Wahrheit“ (Joh 4, 23 f.). Darin ist das Wesentliche am christlichen Verständnis von K. zu sehen, nicht in der von zunehmender Ablösung vom Judentum geprägten Kritik am Tempel u. seinem Opferkult (die beide mit der Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. endeten). Das NT bezeugt, auch in ausgesprochen liturgischer Sprache, die Entstehung eines spezifischen, auf den Kyrios Jesus gericheten Kultes, der später in der Gestalt der Liturgie in die Gefahr einer Ästhetisierung u. vom Leben abgesonderten Ritualisierung geriet u. bis heute gerät, gegen die die heutige Kultkritik ein Wahrnehmen der ”Zeichen der Zeit“, eine aus Erinnerung u. produktiver Hoffnung erwachsende Praxis fordert u. z.T. neue Kultformen entwirft. Das Faktum, daß das Bedürfnis nach K. in der Menschheit seit archaischen Zeiten tief verwurzelt ist, machen sich in der neueren Zeit weltlicheMachthaber, Unterhaltungsmeister (Sportrituale, Kultfilme u. -stars) u. Werbungsfachleute menschenverachtend zunutze.
(lat. ”colere“ = sorgfältig pflegen), eine Bezeichnung für den respektvollen Umgang der Menschen mit göttlichen Mächten oder mit dem einzigen Gott, konkreter Ausdruck der Religion in rituellen Symbolhandlungen u. Gesten, sprachlichen Ausdrucksformen u. in der damit verbundenen inneren Haltung. Religionsgeschichtlich gehören zum K. Gemeinschaftsbildung, heilige Überlieferungen, bestimmte Zeiten u. Orte, eine gewisse Vorbereitung (Läuterung), besonders eingeweihte oder ausgebildete Personen. Das AT enthält umfangreiche Zeugnisse für den K. des auserwählten Gottesvolkes, der seinen Ursprung nicht in menschlichen Initiativen hat, sondern als Gabe Gottes sein Erwählungs-, Liebes- u. Vergebungsverhalten immer neu bewußt machen soll. Die eindringliche Kritik am K. (Am 5; Jes 1; Jer 6; Psalmen u. ö.) zeigt, daß der Gott Israels Barmherzigkeit u. Gerechtigkeit als den wahren K. betrachtet. Dem entspricht im NT die Kritik am K. durch die Betonung der Einheit von Gottes- u.Menschenliede u. durch die Forderung nach einer Anbetung Gottes ”im Geist u. in der Wahrheit“ (Joh 4, 23 f.). Darin ist das Wesentliche am christlichen Verständnis von K. zu sehen, nicht in der von zunehmender Ablösung vom Judentum geprägten Kritik am Tempel u. seinem Opferkult (die beide mit der Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. endeten). Das NT bezeugt, auch in ausgesprochen liturgischer Sprache, die Entstehung eines spezifischen, auf den Kyrios Jesus gericheten Kultes, der später in der Gestalt der Liturgie in die Gefahr einer Ästhetisierung u. vom Leben abgesonderten Ritualisierung geriet u. bis heute gerät, gegen die die heutige Kultkritik ein Wahrnehmen der ”Zeichen der Zeit“, eine aus Erinnerung u. produktiver Hoffnung erwachsende Praxis fordert u. z.T. neue Kultformen entwirft. Das Faktum, daß das Bedürfnis nach K. in der Menschheit seit archaischen Zeiten tief verwurzelt ist, machen sich in der neueren Zeit weltlicheMachthaber, Unterhaltungsmeister (Sportrituale, Kultfilme u. -stars) u. Werbungsfachleute menschenverachtend zunutze.