Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Kritischer Rationalismus
   eine der bedeutenden Strömungen der Philosophie des 20. Jh. Vor allem K. R. Poppers († 1994) Thesen zur wissenschaftlichen Methode finden bis heute weithin Zustimmung. Danach muß jedes wissenschaftliche Vorgehen voraussetzen, daß die menschliche Vernunft prinzipiell fehlbar ist (daher der Begriff K. R.). Alle Versuche zur Lösung von Problemen müssen einer strengen logischen u. empirischen Prüfung zugänglich sein; prinzipiell können sie an der Erfahrung scheitern (”falsifiziert “ werden). Da es viele empirische Beobachtungen gibt, können Einzelaussagen nie endgültig bestätigt (”verifiziert“) werden. Popper möchte nicht, wie die neopositivistische Logik, zwischen sinnlosen u. sinnvollen Sätzen unterscheiden, sondern zwischen wissenschaftlichen u. nichtwissenschaftlichen (wobei letztere auch sinnvoll sein können). Metaphysik gehört nicht in den Bereich wissenschaftlicher Erkenntnis, da ihre Aussagen empirisch nicht überprüfbar sind. In einer sozialphilosophischen Ausweitung dieser Theorie wandte sich Popper gegen Versuche, die Welt als großen Sinnzusammenhang zu verstehen (”Holismus“); er verdächtigte sie des Totalitarismus u. plädierte statt dessen für eine ”offene Gesellschaft “, deren schrittweise vorgehende Technologie überprüfbar ist.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Kritischer Rationalismus