Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Kritische Theorie
   eine 1937 von M. Horkheimer († 1973) geprägte Bezeichnung für eine Gesellschaftstheorie, zu deren besonderen Schwerpunkten die Kritik an Widersprüchen u. zweideutigen Folgen der grundsätzlich bejahten europäischen Aufklärung gehört. Mitgründer der K. Th. war Th. W. Adorno († 1969). Zur älteren Generation der K. Th. oder ”Frankfurter Schule“ zählten W. Benjamin († 1940), E. Fromm († 1980), H. Marcuse († 1979) u. a.; zur jüngeren Generation werden J. Habermas, O. Negt, A. Schmidt u. a. gerechnet. Die K. Th. hat analytisch-scharfsinnig auf vielfache Unrechts- u. Herrschaftsverhältnisse, auf die Konsequenzen der industriell-technischen Naturausbeutung u. auf das Diktat von Vernunft u. ”Sachzwängen“ aufmerksam gemacht u. (Habermas) ideale sprachliche Kommunikationsvorgänge aufgezeigt; diese Hinweise im Sinn einer herrschaftsfreien Diskussion wären in der Kirche erst noch aufzugreifen. Horkheimer faßte den Gedanken ”Gott“ in der jüdisch-christlichen Tradition als Ausdruck der Sehnsucht nach vollkommener Gerechtigkeit u. als unentbehrlich zur Begründung von Moral auf. So konnte er positive, gesellschaftsverändernde Funktionen der Religion (”Sehnsucht nach dem ganz Anderen“) erkennen. Eine Nähe zur Negativen Theologie ist auch bei Adorno zu konstatieren. Die K. Th. wurde in der Theologie viel beachtet u. übte, auch im Vokabular, großen Einfluß auf die Politische Theologie aus.
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