Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Kommunikation
   (lat. = Mitteilung, Vermittlung) ist die menschliche Fähigkeit, mit einander im Austausch über Inhalte zu stehen, die für mehr oder weniger wichtig gehalten werden. Der Ende des 20. Jh. ungemein angewachsene, durchtechnisierte Kommunikationsprozeß ist Gegenstand vielfacher Kommunikationstheorien. K. ist auch ein theol. Begriff. K. beruht ja auf personalem Hörenkönnen u. freier Offenheit u. führt zu einer Gemeinsamkeit von Mitteilendem u. Empfangendem, die ”Kommunion“ heißt. Die höchste Form der K. teilt den Mitteilenden dem Empfangenden selber mit: Selbstmitteilung. Da ein Mensch nicht isoliertes Subjekt ist, sondern als Subjekt in Beziehungen existiert, deren Medien Sprache, Gesten (”non-verbale K.“), Zeichen sind, ”kommuniziert“ er immer schon mit anderem. In der (nicht notwendig auf zwei beschränkten) Ich-Du-Begegnung wird das vom Du angesprochene Ich im vollen Sinn konstituiert, da nur in der Stellungnahme zu diesem Angesprochenwerden die Freiheit u. Einmaligkeit der Person realisiert wird. – In der Wesensanlage zur K. ist dem Menschen immer schon die Möglichkeit gegeben, von einem absoluten universalen Du angesprochen u. in endgültige, kosmische Gemeinschaft gerufen zu werden. In theol. Sicht kann ein Mensch diese Anrede Gottes (seine Selbstmitteilung) vernehmen, annehmen (weil Gottes Gnade ihn zu einer solchen ”konnaturalen“ Annahme befähigt) u. so Kommunikationspartner des Ewigen u. Unendlichen sein. Der Glaube versteht die K. mit Gott in Jesus Christus als wahre, gegenseitige Selbst-Übereignung, die ihren bleibenden Höhepunkt in der Anschauung Gottes finden wird. Eine besondere Form der K. ist die ”geistliche Kommunion“, das glaubende u. liebende Verlangen nach bleibender Einheit mit Jesus Christus (u. durch ihn im Heiligen Geist mit Gott), ohne das sakramentale Essen des eucharistischen Brotes. Nach kirchlicher Lehre bewirkt diese ”geistliche Kommunion“ eine wirkliche, personale K. mit Jesus, u. dadurch bewirkt sie die sakramentale Gnade der Eucharistie auf nichtsakramentale Weise. Die Kirche wird in neuester Zeit als Kommunikationsgemeinschaft verstanden, in der die Offenbarung Gottes nicht mehr ”informationstheoretisch “ als Mitteilung von Wahrheiten u. Doktrinen, sondern kommunikativ als Selbstmitteilung Gottes geglaubt u. in Verkündigung u. Lebenspraxis vermittelt wird. Dabei ist die Gefahr der Communio-Ekklesiologie des II. Vaticanums mit ihrem Appell zu sehen, daß sich die kommunikative Praxis der Kirche an der angeblichen trinitarischen Kommuni-kationsstruktur (die den einen Gott zu drei Subjekten deformiert sein läßt) auszurichten habe. Zu ethischen u. kirchlichen Einzelfragen: Wahrhaftigkeit, Rezeption .
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