Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Kenosis
   (griech. = Entleerung, Verzicht) ist ein ntl. Wort, mit dem die ”Selbstentäußerung“ des göttlichen Logos in der Inkarnation, in der Tat seines Gehorsams gegenüber dem göttlichen Vater, in der bewußten Annahme seines Todes zum Ausdruck gebracht wird (in dem von Paulus vorgefundenen u. erweiterten ”Christuslied“ Phil 2, 6–11). Die Entäußerung besteht im Verzicht auf die Herrlichkeit des Seins bei Gott (Präexistenz), im Eintauschen der ”Gottesgestalt“ gegen ein Sklavendasein um der Menschen willen (vgl. 2 Kor 8, 9), u. sie wird belohnt durch eine ”Übererhöhung “ Jesu zum Kyrios des Kosmos. In der Theologiegeschichte (ev. Theologie, russische Theologie) wurde u. wird die K. im Zusammenhang mit der Solidarität Jesu mit den Erniedrigten u. mit der Verborgenheit der Göttlichkeit in ihm immer wieder als deutlichster Ausdruck der Liebe Gottes betont. Spekulationen über eine Urkenose in Gottes Trinität (Entäußerung des Vaters an den Sohn usw.) haben keinen Anhalt in der Offenbarung Gottes.
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