Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Katechismus
   im Anschluß an die altchristliche Katechese (mündliche Unterrichtung vor u. nach der Taufe) gebildeter, erstmals bei Augustinus († 430) bezeugter Begriff, der bei ihm wie später im Mittelalter die ganze Glaubensunterweisung bezeichnet. Die altkirchlichen Katechesen umfaßten die Erklärungen des Glaubensbekenntnisses u. des Vaterunsers. Als Bezeichnung für ein umfassendes Glaubensbuch taucht K. Anfang des 16. Jh. auf. Die Darlegungsform bestand in Fragen u. Antworten oder in Lehrstücken, der Aufbau enthielt in unterschiedlicher Reihung Glaubensbekenntnis, Vaterunser, Dekalog u. die einzelnen Sakramente. Starke Unterschiede der Katechismen ergeben sich daraus, für welchen Personenkreis sie bestimmt sind (Kinder, Jugendliche, Erwachsene; Laien, Priester, Bischöfe; für bestimmte Länder oder für die ganzeWelt). Aufschwung nahmen die Katechismen naturgemäß mit der Erfindung des Buchdrucks; Bedeutung erlangten sie durch die Auseinandersetzungen der Reformationszeit: Zwei Katechismen verfaßte M. Luther 1529, einen J. Calvin 1537; große Verbreitung im reformierten Christentum fand der ”Heidelberger K.“ (1563); auf kath. Seite sind bemerkenswert mehrere Katechismen von Petrus Canisius († 1597), der für den Pfarrklerus gedachte ”Catechismus Romanus“ (1566) im Anschluß an das Konzil von Trient u. der K. von Robert Bellarmin (1597). In der Zeit vom 17. bis 20. Jh. verloren die Katechismen ihre kontroverstheologischen Ausrichtungen; sie erschienen in großer Vielzahl u. weltweit verbreitet. In neuester Zeit fanden besondere Aufmerksamkeit der niederländische K. (1966) u. der deutsche, in Glaubenslehre u. Lebenspraxis geteilte Erwachsenen-K. (1985 u. 1995). Auf dem I. Vaticanum wurde der Plan eines Welt-K. besprochen, der 1992 (1. Ausgabe französisch) verwirklicht wurde. Katechismen haben die Zielsetzung, die Inhalte des Glaubens der Kirche an die Offenbarung Gottes authentisch wiederzugeben. Frühere Katechismen sind unersetzliche Quellen für das Glaubensbewußtsein früherer kirchlicher Regionen oder Instanzen u. für die Prüfung der Identität des kirchlichen Glaubens im Lauf der Geschichte. In kath. Sicht haben die Inhalte der Katechismen nur insoweit verpflichtenden Charakter, als sie definitiv verbindliche Glaubenslehre enthalten.
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