Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Kardinaltugenden
   (lat. ”cardo“ = Türangel), die vier Tugenden (Grundhaltungen), die das ethische Leben des Menschen fundamental tragen: Klugheit, Gerechtigkeit, Starkmut (Tapferkeit) u. Mäßigkeit (Zucht u. Maß). Eine erste systematische Lehre über diese vier trug Platon (347 v.Chr.) vor. Seither bilden sie ein Hauptthema der abendländischen Ethik. Der Begriff K. stammt von Ambrosius († 397). Petrus Lombardus († 1160), gefolgt von Thomas von Aquin († 1274), baute die ganze theol. Ethik auf der Grundlage der K. zusammen mit den drei ”theologischen Tugenden“ Glaube, Hoffnung u. Liebe auf. Diskussionen kreisten um den unterschiedlichen Rang u. die gegenseitige Zuordnung der sieben Tugenden. Die Lehre von den K. wurde von der reformatorischen Theologie mit Hinweisen auf mögliche Selbstrechtfertigung abgelöst. Die Inhalte dieser Lehre kommen im Zusammenhang mit den aktuellen Problemen der Wertedefizite u. der Orientierungssuche neu zur Geltung.
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