Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Jungfräulichkeit
   als christlich-religiöser Begriff meint weder das sexuelle Unberührtsein noch das bloße Unverheiratetsein (Single-Existenz), sondern die Lebensform dauernder sexueller Enthaltsamkeit, die in der kath. Kirche als Evangelischer Rat gilt. Sexuelle Enthaltsamkeit an sich ist kein sittlicher Wert; sie ist letztlich auch nicht als Sublimierung von Trieben oder als Verdrängung von Begierde zu begründen. Als eine konkrete Verwirklichungsform christlicher Askese kann u. darf J. nicht aus Weltflucht u. -verachtung hervorgehen, sondern sie muß ihre letzte Bestimmung u. Begründung aus der Liebe (als ”göttlicher“ Tugend) ableiten. Diese Grundlegung gehört zunächst einmal in die Intimität des individuellen Verhältnisses zu Gott bzw. zu Jesus. So spielte u. spielt die J. im Rahmen der Brautmystik eine große Rolle. In wie weit J. in dem jeweiligen konkreten gesellschaftlichen Milieu, in dem sie gelebt wird, eine Anzeigenfunktion ausüben kann, muß offen bleiben. Nicht seltenwird gesagt, sie sei ein gelebter Hinweis auf das noch ausstehende Reich Gottes, in dem nicht geheiratet wird (Mk 12, 25). Diese Aussage betrifft auch den Zölibat der Priester in der lat. Kirche, der außer mit dieser Anzeigenfunktion auch noch mit der größeren Verfügbarkeit zum Dienst begründet wird.
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