Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Jansenismus
heißt, benannt nach Bischof C. Jansen von Ypern († 1638), eine Strömung innerhalb der kath. Theologie u. Kirche des 17. u. 18. Jh., die in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien u. Deutschland eine große Anhängerschaft fand. Ihre Grundzüge lassen sich nur sehr verkürzt angeben: Abneigung gegen rationale u. logische Philosophie, Vorrang der Heiligen Schrift u. der Kirchenväter, eine Herzensmystik, ein moralischer Rigorismus (der sich erbittert gegen den vor allem den Jesuiten zur Last gelegten Laxismus richtete). Fragwürdige päpstliche Verurteilungen (die Jansenisten akzeptierten die Verurteilung von 5 Sätzen 1653 als häretisch, bestanden aber darauf, daß sie zu Unrecht Jansen zugeschrieben wurden) u. deren Unterstützung durch König Ludwig XIV. († 1715), der die Jansenisten als Opposition einschätzte, führten dazu, daß die Jansenisten sich auch den Episkopalismus zu eigen machten u. wegen der ”Fehlbarkeit“ des Papstes an ein allgemeines Konzil appellierten. Der J. hatte in Klöstern u. unter den Bischöfen sehr viele Anhänger. 1723 spaltete sich die jansenistische, ”altkatholische“ Kirche von Utrecht mit gültig geweihten Bischöfen von Rom ab. In Italien führte der J. zur Synode von Pistoia 1786. Über das Ende des J. hinaus können bestimmte Fakten u. Tendenzen als richtungweisend gelten: Mitwirkung von Laien an der theol. u. kirchlichen Diskussion, die in die Öffentlichkeit getragen wurde (B. Pascal †1662), unmittelbarer Zugang zur Bibel, ”Aufwertung“ der Frauen in der Kirche. – Gnadenauffassungen, die dem J. zugeschrieben wurden u. die sich vor allem gegen den jesuitischen Molinismus richteten, trafen auf starken theol., nicht nur päpstlichen, Widerspruch: Gott schuldete seinem Geschöpf ”Adam“ die Gnade; die Tugenden der Heiden sind nur ”glänzende Laster “; die Menschheit ist insgesamt der lasterhaften Begierde verfallen, u. auch der gerechtfertigte Mensch bleibt ihr wenigstens innerlich unterworfen; Schuld ist auch ohne innereWahlfreiheit möglich; Jesus starb nur für die Auserwählten, die große Masse bleibt verdammt (Prädestination im Gefolge des im J. höchst einflußreichen Augustinus † 430).
heißt, benannt nach Bischof C. Jansen von Ypern († 1638), eine Strömung innerhalb der kath. Theologie u. Kirche des 17. u. 18. Jh., die in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien u. Deutschland eine große Anhängerschaft fand. Ihre Grundzüge lassen sich nur sehr verkürzt angeben: Abneigung gegen rationale u. logische Philosophie, Vorrang der Heiligen Schrift u. der Kirchenväter, eine Herzensmystik, ein moralischer Rigorismus (der sich erbittert gegen den vor allem den Jesuiten zur Last gelegten Laxismus richtete). Fragwürdige päpstliche Verurteilungen (die Jansenisten akzeptierten die Verurteilung von 5 Sätzen 1653 als häretisch, bestanden aber darauf, daß sie zu Unrecht Jansen zugeschrieben wurden) u. deren Unterstützung durch König Ludwig XIV. († 1715), der die Jansenisten als Opposition einschätzte, führten dazu, daß die Jansenisten sich auch den Episkopalismus zu eigen machten u. wegen der ”Fehlbarkeit“ des Papstes an ein allgemeines Konzil appellierten. Der J. hatte in Klöstern u. unter den Bischöfen sehr viele Anhänger. 1723 spaltete sich die jansenistische, ”altkatholische“ Kirche von Utrecht mit gültig geweihten Bischöfen von Rom ab. In Italien führte der J. zur Synode von Pistoia 1786. Über das Ende des J. hinaus können bestimmte Fakten u. Tendenzen als richtungweisend gelten: Mitwirkung von Laien an der theol. u. kirchlichen Diskussion, die in die Öffentlichkeit getragen wurde (B. Pascal †1662), unmittelbarer Zugang zur Bibel, ”Aufwertung“ der Frauen in der Kirche. – Gnadenauffassungen, die dem J. zugeschrieben wurden u. die sich vor allem gegen den jesuitischen Molinismus richteten, trafen auf starken theol., nicht nur päpstlichen, Widerspruch: Gott schuldete seinem Geschöpf ”Adam“ die Gnade; die Tugenden der Heiden sind nur ”glänzende Laster “; die Menschheit ist insgesamt der lasterhaften Begierde verfallen, u. auch der gerechtfertigte Mensch bleibt ihr wenigstens innerlich unterworfen; Schuld ist auch ohne innereWahlfreiheit möglich; Jesus starb nur für die Auserwählten, die große Masse bleibt verdammt (Prädestination im Gefolge des im J. höchst einflußreichen Augustinus † 430).