Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Irrationalismus
   (lat. = Lehre über das dem Verstand nicht Zugängliche), Ende des 18. Jh. aufgekommene Bezeichnung für unterschiedliche Deutungen des menschlichen Bewußtseins, die von der Existenz von Erkenntniskräften ausgehen, die vom Verstand lösbar oder ihm gegenüber mehr oder weniger unabhängig sind u. die das begriffliche Denken zurückhaltend oder ablehnend beurteilen. I. wäre dort gegeben, wo das Fühlen als dritte geistige Grundkraft neben Verstand (Intellekt) u. Willen (Freiheit, Liebe), gleichrangig mit ihnen, angenommen würde (Gotteserkenntnis durch ”Wertfühlen“), oder wo etwas Dunkles (z. B. der Lebensdrang) als letzter Wesensgrund aufgefaßt würde. A. Schopenhauer († 1860) u. F. W. Schelling († 1854) nannten das Wesen der Welt ”irrational“, weil kein Grund ersichtlich sei, warum sie existiere. Oft wird religiöser Glaube als ”irrational“ diffamiert, weil er sich der Anstrengung u. Verantwortung des Denkens entziehe
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