Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Integrität
   (lat. = Ganzheit, Unversehrtheit). In der dogmatischen Theologie ist I. eine Sammelbezeichnung für alles, was Gott den ersten Menschen in ihrem Urstand zugedacht hatte u. was über dasjenige hinausging, was der Schöpfer der von ihm geschaffenen Kreatur schuldig ist, also die ungeschuldete heiligmachende Gnade als ”übernatürliche“ Gabe, das Freisein von negativer Begierde, vomTod u. von dessen Vorformen in Krankheit u. Leid. Nach der kath. Dogmatik ging diese I. durch die Erbsünde verloren. – Ferner bezeichnet I. in der dogmatischen Theologie jene Freiheit von der Begierde, die dem göttlichen Logos nach der inkarnatorischen Vereinigung mit der menschlichen Natur zukam, die Gott auch Maria im Hinblick auf ihre Stellung in der Glaubensgeschichte schenkte u. die, zusammen mit der Leidensfreiheit, zur Vollendung in der Auferstehung der Toten gehören wird. – In der Ethik meint I. die physiologisch-psychologische Ganzheit des Menschen, die dann beschädigt wird, wenn eine Schicht oder Dimension (ein Trieb) sich dominierend bewußt-freiwillig oder krankhaft verselbständigt oder wenn durch Eingriffe Teile manipuliert oder entfernt werden; letzteres ist nur dann sittlich einwandfrei, wenn der Gesamtorganismus es fordert (Operation) oder Hilfsbereitschaft es geboten sein läßt (Organspende). Die Integrierung des einen ganzenMenschen in eine ethisch gute Fundamentalentscheidung (Liebe) heißt ebenfalls Integrität.
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