Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Idiomenkommunikation
   (griech. ”Idiom“ = Eigentümlichkeit; lat. Kommunikation), ein Begriff der Christologie, der zunächst besagt, daß von der einen Person Jesus Christus wegen der Hypostatischen Union die Eigentümlichkeiten beider Naturen, Gottheit u. Menschheit, ausgesagt werden dürfen. Die eigentliche I. im logischen Sinn besteht darin, daß die Person Jesu Christi mit einem Namen (Begriff) bezeichnet wird, der sie direkt als ”Träger“ einer der beiden Naturen bezeichnet, u. von dem so bezeichneten Person-Subjekt eine Eigentümlichkeit der anderen Natur ausgesagt wird (z. B.: ”der göttliche Logos wurde gekreuzigt“). Anfänge der I. finden sich schon im NT , vor allem in Phil 2, 6 f. u. in den Aussagen über die Präexistenz Jesu Christi . In den christologischen Auseinandersetzungen wurde die I. der Sache nach häufig diskutiert; eine Formel für sie findet sich bei Leo I. 449 am Vorabend des Konzils von Chalkedon . In der Scholastik wurden 6 Regeln für die I. aufgestellt, immer im Hinblick auf die eine Person Jesus Christus: 1) Konkrete göttliche u. menschliche Attribute können getauscht werden (”Gott ist Mensch“); 2) göttliche u. menschliche Abstracta können nicht getauscht werden; Abstracta können nicht von Concreta ausgesagt werden (falsch ist: ”Die Menschheit Jesu ist der göttliche Logos“); 3) ein Satz, der Jesus ein Attribut schlechthin abspricht, das ihm kraft einer der beiden Naturen zukommt, ist falsch (falsch: ”Der Logos ist nicht gestorben“); 4) für Aussagen, die das Werden der Hypostatischen Union aussprechen, ist der Mensch Jesus nicht Subjekt (falsch: ”Der Mensch ist Gott geworden“); 5) beim Gebrauch von Ableitungen oder Zusammensetzungen von ”Mensch“ u. ”Gott“ ist Vorsicht geboten (falsch: ”Christus ist ein Gott tragender Mensch“); 6) von Irrlehrern verwendete Redeweisen sind mit Vorsicht zu verwenden (z. B. der Satz der Arianer: ”Christus ist ein Geschöpf“, der rechtgläubig sein kann). Bei reformatorischen Theologen, besonders bei M. Luther († 1546), wurde die I. akzeptiert u. weiter ausgebildet. Ältere christologische Texte können ohne Kenntnis der Regeln der I. nicht verstanden werden. Die Christologie der Gegenwart ist sich der Mangelhaftigkeit des Zwei-Naturen-Modells u. der Problematik der vom göttlichen Logos gebildeten Personeinheit bewußt. Die klassische Lehre von der I. scheint die von Chalkedon her festzuhaltende strikte Unterscheidung von Gott u. Mensch nicht zu wahren.
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