Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Humanismus
(lat. = Bemühung um Menschenwürde, Menschlichkeit), ein zu Beginn des 19. Jh. gebildeter Begriff, der eine geistige Strömung, meist zusammen mit der Renaissance genannt, vom 14. bis 16. Jh. bezeichnet; der darüber hinaus auch die spätere Orientierung am ”Menschenbild“ der griechischen u. römischen Antike meinen kann u. im weitesten Sinn für alle Mentalitäten verwendet wird, die sich intensiv mit dem Menschen beschäftigen, z.T. unter Ablehnung von Transzendenz u. Religion. Die mit dem 14. Jh. greifbare geistige Strömung des europäischen H. brachte, von entsprechenden Forschungen u. Lehren an Hochschulen unterstützt, ein Bildungsbürgertum hervor (darunter viele Laien; Studien antiker Autoren, Hochschätzung des Lateinischen, Griechischen u. Hebräischen; Bedeutung des Buchdrucks). Philosophie u. Theologie dieses H. sind durch Abkehr vom Nominalismus, Aufmerksamkeit für Erfahrung, Geschichte (Texteditionen von der Bibel bis zur Mystik) u. Moralphilosophie gekennzeichnet. In diesem Zusammenhang entstand ein lebhaftes Bewußtsein für die individuelle Menschenwürde (Menschenbild u. pädagogisches Ziel des H.). Dieses, zusammen mit den formulierten Menschenrechten, ist auch nach dem Verschwinden wirklich humanistischer Bildung Ende des 20. Jh. das bleibende Erbe des H. In vielen Einzelheiten (Selbstbewußtsein der Informierten, kritischer Sinn, Bibelkenntnis) schuf dieser H. wesentliche Grundlagen für die Reformation des 16. Jh. Die spätere humanistische Strömung vom Ende des 18. Jh. an mit ihrer Hinwendung zum Griechentum, das eher als Idealtyp ausgedacht statt wirklich erforscht wurde, umfaßte die meisten ”Klassiker“ der deutschen Literatur des 18. u. 19. Jh., eine Erneuerung des Bildungsbürgertums u. die der moralischen Erziehung zugewandten Philosophen (I. Kant † 1804 u. a.). Naturwissenschaftliche Interessen u. Bewegungen zur politischen u. ökonomischen Emanzipation im 19. Jh. verstanden sich als humanistisch u. anthropozentrisch. Auch im 20. Jh. entstanden Humanismen, z.T. als Reaktion auf die Unmenschlichkeiten der Arbeitswelt, Technisierung u. Industrialisierung sowie der politischen Totalitarismen, ein ”christlicher H.“ in Frankreich (z. B. M. Blondel † 1949, J. Maritain † 197, H. de Lubac †1991) u. ebenso ein französischer, entschieden nichtchristlicher H. (A. Camus †1960, J.-P. Sartre †1980). Ein jüdischer H. (M. Buber †1965, E. Lévinas †1995) ist bis heute theol. einflußreich. – Mensch .
(lat. = Bemühung um Menschenwürde, Menschlichkeit), ein zu Beginn des 19. Jh. gebildeter Begriff, der eine geistige Strömung, meist zusammen mit der Renaissance genannt, vom 14. bis 16. Jh. bezeichnet; der darüber hinaus auch die spätere Orientierung am ”Menschenbild“ der griechischen u. römischen Antike meinen kann u. im weitesten Sinn für alle Mentalitäten verwendet wird, die sich intensiv mit dem Menschen beschäftigen, z.T. unter Ablehnung von Transzendenz u. Religion. Die mit dem 14. Jh. greifbare geistige Strömung des europäischen H. brachte, von entsprechenden Forschungen u. Lehren an Hochschulen unterstützt, ein Bildungsbürgertum hervor (darunter viele Laien; Studien antiker Autoren, Hochschätzung des Lateinischen, Griechischen u. Hebräischen; Bedeutung des Buchdrucks). Philosophie u. Theologie dieses H. sind durch Abkehr vom Nominalismus, Aufmerksamkeit für Erfahrung, Geschichte (Texteditionen von der Bibel bis zur Mystik) u. Moralphilosophie gekennzeichnet. In diesem Zusammenhang entstand ein lebhaftes Bewußtsein für die individuelle Menschenwürde (Menschenbild u. pädagogisches Ziel des H.). Dieses, zusammen mit den formulierten Menschenrechten, ist auch nach dem Verschwinden wirklich humanistischer Bildung Ende des 20. Jh. das bleibende Erbe des H. In vielen Einzelheiten (Selbstbewußtsein der Informierten, kritischer Sinn, Bibelkenntnis) schuf dieser H. wesentliche Grundlagen für die Reformation des 16. Jh. Die spätere humanistische Strömung vom Ende des 18. Jh. an mit ihrer Hinwendung zum Griechentum, das eher als Idealtyp ausgedacht statt wirklich erforscht wurde, umfaßte die meisten ”Klassiker“ der deutschen Literatur des 18. u. 19. Jh., eine Erneuerung des Bildungsbürgertums u. die der moralischen Erziehung zugewandten Philosophen (I. Kant † 1804 u. a.). Naturwissenschaftliche Interessen u. Bewegungen zur politischen u. ökonomischen Emanzipation im 19. Jh. verstanden sich als humanistisch u. anthropozentrisch. Auch im 20. Jh. entstanden Humanismen, z.T. als Reaktion auf die Unmenschlichkeiten der Arbeitswelt, Technisierung u. Industrialisierung sowie der politischen Totalitarismen, ein ”christlicher H.“ in Frankreich (z. B. M. Blondel † 1949, J. Maritain † 197, H. de Lubac †1991) u. ebenso ein französischer, entschieden nichtchristlicher H. (A. Camus †1960, J.-P. Sartre †1980). Ein jüdischer H. (M. Buber †1965, E. Lévinas †1995) ist bis heute theol. einflußreich. – Mensch .