Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Herrlichkeit Gottes
   heißt in der jüdischen Glaubenstradition ”dasjenige“ am transzendenten, unsichtbaren Gott, der im Himmel thront, was sich bei den Menschen zur Erscheinung u. Erfahrung bringen kann. Schon in früher, vorexilischer Zeit besagt dieser Glaube, daß die H. G. im Tempel thront, von Betenden erfahren wird (Ps 24; 26; 63; 66). Sie kann aber auch in der Natur erscheinen. Im Zusammenhang mit dem Exil wird zunächst die Frage nach der Rückkehr der H. G. in den Tempel bewegend (Ez 8; 43). Die Erscheinung der H. G. am Sinai hat für das Selbstverständnis Israels als des Bundesvolkes große Bedeutung. Vor allem aber entsteht in den Zeiten großer Bedrängnis die Erwartung einer endzeitlichen u. dann endgültigen, die Völker umfassenden u. die Erde erfüllenden Erscheinung der H. G. von Jerusalem u. dem Zion aus (Jes 4; 24; 40; 48; 60; 66; Sach 2, 9 u. ö.). Vgl. für das Judentum auch Schekhina. Im NTwird wie in der LXX die H. G. mit dem griech. ”doxa“ bezeichnet; die Bedeutung als Erfahrung des Glanzes der göttlichenMacht bleibt ebenso erhalten wie die Erwartung der endzeitlichen Offenbarung der H. G. (Mk 8, 38; 1, 26; Offb 21, 23 f. u. ö.). Der H. G. gilt der Lobpreis in Doxologien. In der durch Jesus vermittelten Offenbarung kam die ”Herrlichkeit des Christus“ zur Erscheinung (2 Kor 4, 4). Die Teilhabe an der H. G. ist in einzigartiger Weise dem erhöhten Jesus Christus geschenkt worden (1 Kor 2, 8; Hebr 2, 7 9 u. ö.); sie wird auch den Glaubenden in Aussicht gestellt (Röm 5, 2; 8, 17). Die ganze Geschichte Gottes mit der Menschheit wird von der Schöpfung an als Bekundung der H. G. verstanden. In der Theologie- u. Kirchengeschichte blieb das Thema der H. G. weitgehend für die Liturgie u. deren Gotteslob reserviert. M. Luther († 1546) deutete die kirchliche Theologie der Gotteskenntnis u. der kirchlich vermittelten Gottesgegenwart als ”theologia gloriae“, der er seine Theologie des Kreuzes u. der Verborgenheit Gottes entgegensetzte. In einer Theologie der Ästhetik versuchte H. U. von Balthasar († 1988) Wahrnehmungen der H. G. in lichten u. dunklen Erscheinungsformen über die ganze Geistes- u. Offenbarungsgeschichte hin zu identifizieren.
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