Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Heilsnotwendigkeit
   Die theol. Redeweise von der H. geht von dem Grundgedanken aus, daß der absolut souveräne Gott vom Menschen die Verwirklichung eines bestimmten Sachverhalts erwarten kann, um ihm sein gnadenhaftes Heil schenken zu können, zumal dann, wenn er die Verwirklichung des Erwarteten durch die Hilfe der göttlichen Gnade selber ermögliche. Die Redeweise von der H. legt das Mißverständnis nahe, als erlasse Gott willkürliche Dekrete (oder als unterschiebe ihm kirchliche Autorität solche Dekrete). Die Lehre von der H. ist jedenfalls immer im Sinn des umfassenden Heilswillens Gottes zu verstehen, der jedem einzelnen Menschen in Liebe zugewandt ist. Nach kath. Lehre sind zum Heil bei Gott notwendig: der Glaube sowie die Kirchengliedschaft, die durch den Empfang der Taufe u. den Vollzug anderer Sakramente die grundlegende Realisation u. Aktualisation findet. Die Theologie unterscheidet zwischen absoluter H. u. hypothetischer H. Dieser Unterschied wird durch die Erklärung deutlich: Hypothetische H. besagt, daß dort, wo ein Mensch ohne eigene Schuld die H. eines Gebotenen nicht in vollem Umfang u. reflex erfaßt, ihn sein inneres Verlangen nach dem Heil, auch wenn ihm dieses Verlangen nicht reflex bewußt wird, das zum Heil Notwendige erfassen läßt, weil auch ein solches Verlangen nur von der zuvorkommenden Gnade Gottes bewirkt sein kann (II. Vaticanum LG 16 ; GS 22 ; AG 7 ; Votum; Begierdetaufe). Dies ist besonders bei der Frage nach der H. der Kirche zu beachten (vgl. dazu auch Extra Ecclesiam nulla salus ). Hinsichtlich der H. des Glaubens ist zu bedenken: Jede wirklich sittliche Entscheidung, die dem Anspruch des Gewissens gehorcht, bedeutet, weil sie nur von Gottes Gnade ermöglicht sein kann, eine implizite (einschlußweise) Anerkennung Gottes, der sich im Gewissen offenbart u. sich in der Gnade schenkt, so daß eine gehorsame Gesinnung gegenüber Gott (= Glauben) auch dort gegeben sein kann, wo die äußere, geschichtliche Botschaft einen Menschen nicht erreicht hat oder sie ihm innerlich nicht so vermittelt wurde, daß er sie mit eigener Zustimmung annehmen konnte (Röm 2, 14 f.; II. Vaticanum aaO.). Vgl. übernatürliches Existential, Anonymes Christsein .
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