Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Heiligkeit der Kirche
   ist in der Sicht der kath. Theologie eines ihrer Wesensmerkmale, die zugleich Erkennungszeichen sind, so daß die Kirche also an ihrer Heiligkeit als die Kirche Jesu erkannt werden kann. Es ist nicht legitim, die H. d. K. auf die Ersterwählung Israels zum einzigartigen Eigentumsvolk Gottes zurückzuführen. Die H. d. K. geht auf das NT zurück, denn die apostolische Verhaltensweise gegenüber der Existenz schwerer Schuld in den Gemeinden ist von der Sorge um die H. d. K. bestimmt (Bußsakrament). Das Bekenntnis zur H. d. K. findet sich in den auch ökumenisch geltenden Glaubensbekenntnissen. ”Objektiv“ bedeutet die H. d. K., daß die Kirche das Medium des Heils u. der Gnade Gottes in der Welt ist, von Gott in Dienst genommen u. daher zur Erfüllung ihrer Aufgabe verläßlich zugerüstet (II. Vaticanum LG 1 , 9 , 48 , 59 ; GS 42 , 45 u. ö.). ”Subjektiv“ bedeutet sie, daß es der Kirche nie an der ”Wolke der Zeugen“ (Hebr 12, 1), an subjektiver Heiligkeit ihrer Glieder fehlen werde (Heiligkeit des Menschen ). Diese Lehre wäre mißverständlich ohne die andere Glaubenslehre (definiert seit dem Konzil von Konstanz), daß die Sünder zur Kirche gehören (wie das in Erklärungen, von der Zeit des Montanismus bis zu der des Jansenismus, immer wieder festgehalten wurde), so daß die Kirche zugleich eine Kirche der Sünder ist (Mt 1, 47–50; 18, 17 u. ö.). Das heißt nicht nur, daß es in der Kirche Sünder gibt, sondern auch, daß die Kirche selber sündig ist, insofern ihre Glieder auch als Repräsentanten der Kirche Sünder sind u. sein werden, so daß die Kirche selber ständiger Erneuerung u. Läuterung bedarf (II. Vaticanum UR 4 , 6 u. ö.). Mit dem Bekenntnis zur H. d. K. ist also nur gesagt, daß die Kirche durch Schuld nie so entstellt werden kann, daß der Heilige Geist völlig aus ihr weichen würde oder sich nie mehr in ihr geschichtlich darstellen könnte. Durch die Gnade Gottes ist die Kirche im voraus zum tatsächlichen Verhalten ihrer Repräsentanten davor bewahrt, grundsätzlich u. wesentlich aus der Gnade u. den Verheißungen Gottes herauszufallen. Die Sünde der Kirche ist nie die Offenbarung des ”Wesensgrundes“ der Kirche.
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