Herbert Vorgrimler. Neues Theologisches Wörterbuch
Gut
, das Gute (griech. ”agathon“, lat. ”bonum“) heißt bei Platon († 347 v.Chr.) diejenige Idee, in deren Licht alle anderen Ideen ihr Sein als Erkanntsein erhalten. Für Aristoteles († 322 v.Chr.) ist das Gute dasjenige, ”wonach alles strebt“ (beim Menschen das Glück in der Kontemplation) . Bei Augustinus († 430) wird Gott als das höchste u. vollkommene Gut verstanden, während alles Geschaffene an seiner Güte Anteil hat, so daß das Böse nur ein gemindertes Gutes ist. Auf dieser gedanklichen Basis versteht die scholastische Theologie das Gute als eine transzendentale Eigentümlichkeit des Seienden (Seiendsein u. Gutsein sind vertauschbar); Gott ist das von seinem Wesen her Gute (”bonum per essentiam“), die Geschöpfe sind durch Teilhabe gut (”bonum per participationem“). Indem das Seiende sich ”strebend“ in seinem aktuellen Wesensvollzug setzt, ist es ontisch für sich gut (”bonum sibi“); gut ist sodann alles, was diesem Wesensvollzug dient (”bonum alteri“). Ist ein Seiendes sich selber zu freiem Selbstvollzug (Freiheit) im Horizont des absoluten Seins gegeben, so ist dessen ontische Gutheit das onto-logisch Gute, das heißt objektiv sittliches Gut (”bonum honestum“) u. als im Horizont des absoluten Seins gegebene Gutheit ein absoluter Wert “. Das besagt: Weil u. insofern ein Seiendes (Gut) in der mit dem Wesen des Menschen notwendig gesetzten Zielordnung steht u. der Mensch im wissenden u. freien Selbstbesitz vor Gott nicht mehr als Mittel auf anderes verwiesen ist, kommt einem Seienden eine absolute Gültigkeit, eine Gesolltheit zu, die die Freiheit nicht aufhebt, sondern voraussetzt u. zu einer inhaltlich bestimmten Entscheidung ruft. Objektiv sittlicher Wert ist also primär die geistige Person (Gott u. Menschen), sekundär alles andere, insofern es dem primären objektiv sittlichen Wert zu seiner richtig bejahenden Selbstverwirklichung oder Anerkennung zu dienen vermag. Der freie geistige Akt, der sich auf solche objektiv sittliche Gutheit in Anerkennung u. Vollzug bejahend bezieht, ist subjektiv sittlich gut (”bonum morale“). – In der Neuzeit ist die Zielorientierung der alten Begriffsbestimmung des Guten weitgehend aufrechterhalten, wenn es als das Nützliche (Utilitarismus), Taugliche, Erfreuliche verstanden wird. I. Kant († 1804) wandte sich in seiner Gesinnungsethik dem moralisch Guten (Kategorischer Imperativ ) zu, dessen Verwirklichung jedoch nie zu vollkommen Gutem führenwird. In der analytischen Ethik des 20. Jh. wird über die Sinnhaftigkeit u. Verifizierbarkeit des Begriffs des Guten kontrovers diskutiert; allgemein überwiegt die Tendenz, das Sollen nicht auf ein Sein zurückzuführen.
, das Gute (griech. ”agathon“, lat. ”bonum“) heißt bei Platon († 347 v.Chr.) diejenige Idee, in deren Licht alle anderen Ideen ihr Sein als Erkanntsein erhalten. Für Aristoteles († 322 v.Chr.) ist das Gute dasjenige, ”wonach alles strebt“ (beim Menschen das Glück in der Kontemplation) . Bei Augustinus († 430) wird Gott als das höchste u. vollkommene Gut verstanden, während alles Geschaffene an seiner Güte Anteil hat, so daß das Böse nur ein gemindertes Gutes ist. Auf dieser gedanklichen Basis versteht die scholastische Theologie das Gute als eine transzendentale Eigentümlichkeit des Seienden (Seiendsein u. Gutsein sind vertauschbar); Gott ist das von seinem Wesen her Gute (”bonum per essentiam“), die Geschöpfe sind durch Teilhabe gut (”bonum per participationem“). Indem das Seiende sich ”strebend“ in seinem aktuellen Wesensvollzug setzt, ist es ontisch für sich gut (”bonum sibi“); gut ist sodann alles, was diesem Wesensvollzug dient (”bonum alteri“). Ist ein Seiendes sich selber zu freiem Selbstvollzug (Freiheit) im Horizont des absoluten Seins gegeben, so ist dessen ontische Gutheit das onto-logisch Gute, das heißt objektiv sittliches Gut (”bonum honestum“) u. als im Horizont des absoluten Seins gegebene Gutheit ein absoluter Wert “. Das besagt: Weil u. insofern ein Seiendes (Gut) in der mit dem Wesen des Menschen notwendig gesetzten Zielordnung steht u. der Mensch im wissenden u. freien Selbstbesitz vor Gott nicht mehr als Mittel auf anderes verwiesen ist, kommt einem Seienden eine absolute Gültigkeit, eine Gesolltheit zu, die die Freiheit nicht aufhebt, sondern voraussetzt u. zu einer inhaltlich bestimmten Entscheidung ruft. Objektiv sittlicher Wert ist also primär die geistige Person (Gott u. Menschen), sekundär alles andere, insofern es dem primären objektiv sittlichen Wert zu seiner richtig bejahenden Selbstverwirklichung oder Anerkennung zu dienen vermag. Der freie geistige Akt, der sich auf solche objektiv sittliche Gutheit in Anerkennung u. Vollzug bejahend bezieht, ist subjektiv sittlich gut (”bonum morale“). – In der Neuzeit ist die Zielorientierung der alten Begriffsbestimmung des Guten weitgehend aufrechterhalten, wenn es als das Nützliche (Utilitarismus), Taugliche, Erfreuliche verstanden wird. I. Kant († 1804) wandte sich in seiner Gesinnungsethik dem moralisch Guten (Kategorischer Imperativ ) zu, dessen Verwirklichung jedoch nie zu vollkommen Gutem führenwird. In der analytischen Ethik des 20. Jh. wird über die Sinnhaftigkeit u. Verifizierbarkeit des Begriffs des Guten kontrovers diskutiert; allgemein überwiegt die Tendenz, das Sollen nicht auf ein Sein zurückzuführen.